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Interview mit dem Sprecher der Priesterrates, Dekan Dr. Thomas Vogl

Pastorales Wohl der Gläubigen fördern

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Regensburg, 28. März 2024

Zwei Mal im Jahr trifft sich der Priesterrat des Bistums Regensburg, um über aktuelle Fragen miteinander zu sprechen und mit einander zu diskutieren. Im Interview sprachen wir mit Dekan Dr. Vogl, dem Sprecher des Rates, über die Aufgaben des Gremiums. Unsere Person der Woche.

 

Zwei Mal im Jahr trifft sich der Priesterrat zu einer beratenden Sitzung. Welche Themen stehen im Fokus?

Grundsätzliche und aktuelle Fragen der Pastoral, die Anliegen des Bischofs und natürlich Themen, die sich aus den Gemeinden und den weiteren Seelsorgebereichen der Mitglieder ergeben.

Wie setzt sich der Priesterrat zusammen und wie viele Priester gehören dem Gremium im Bistum Regensburg an?

Es gibt sogenannte geborene Mitglieder wie das Domkapitel, die Regionaldekane, der Regens des Priesterseminars, der Diözesanjugendpfarrer und ein Vertreter der Kapläne. Aus den 15 Dekanaten sind jeweils zwei gewählte Vertreter im Priesterrat, sieben vom Bischof berufene Mitglieder sollen weitere Bereiche der Pastoral repräsentieren (Religionsunterricht, Missionarische Pastoral, Berufungspastoral und die Ökumene), hinzu kommen die Ordenspriester, die Priester im Ruhestand und aus der Weltkirche vertreten, darüber hinaus auch die Katholisch-Theologisache Fakultät. Somit gehören aktuell 58 Priester diesem Gremium an. Als Gäste nehmen alle Leiter der Hauptabteilungen des Bischöflichen Ordinariates an den Sitzungen teil. Last but not least ist natürlich der Bischof der Vorsitzende des Priesterrates.

Der Rat hat ein beratendes Stimmrecht und ist laut Codex Juris Canonici, can. 495 – 502, nach dem Kirchenrecht für jede Diözese vorgesehen. Können Sie vielleicht etwas zur Geschichte sagen?

Das Zweite Vatikanische Konzil hatte in seinem Dekret über Dienst und Leben der Priester „Presbyterorum ordinis“ deren Rolle und Aufgabe so formuliert: „Alle Priester haben zusammen mit den Bischöfen so an ein und demselben Priestertum und Amt Christi teil, dass diese Einheit der Weihe und Sendung ihre hierarchische Gemeinschaft mit dem Stand der Bischöfe erfordert.“ Insofern könnte man sagen, dass gerade das letzte Konzil dem Priesterrat eine neue Stellung und Bedeutung gegeben hat, die wohl vorher so kaum präsent war.

Wie gelingt es dem Gremium, das pastorale Wohl der Gläubigen zu fördern?

Neben der Unterstützung des Bischofs in der Leitung der Diözese ist es die Aufgabe des Priesterrates, das pastorale Wohl der Gläubigen zu fördern. Diese Aufgabe ist groß und umfassend, da ja das „pastorale Wohl“ für die je konkreten Gemeinden bzw. Seelsorgefelder und somit die Menschen sehr verschieden sein kann. Diese Vielfalt sollte durch die Mitglieder eingebracht werden und eine „Stimme“ bekommen, auf die der Bischof gemäß dem Konzil gern hören soll und deswegen den Priesterrat um Rat fragen und mit ihm besprechen soll, was die Erfordernisse der Seelsorge und das Wohl der Diözese betrifft (vgl. „Presbyterorum ordinis“). Insofern gehört zu den Sitzungen des Priesterrates immer auch ein Studienteil, der die vielfältigen pastoralen Fragen in Blick nimmt. Zugegeben: Es bleibt leider auch so manche Ratlosigkeit und Unentschlossenheit angesichts der aktuellen Veränderungen. Ein ehrlicher Blick auf die Realitäten, auf das, was es loszulassen gilt, was positiv aufgegriffen und in gegenseitiger Ermutigung angepackt werden muss, sind momentan meist die Wegmarken für diese Aufgabe.

Papst Franziskus hatte beim Konsistorium am Vorabend der ersten Synodalversammlung 2023 ein sinnenfältiges Bild verwendet, das des Orchesters, „das die Symphonik und die Synodalität der Kirche symbolisiert.“ Wie lässt sich diese Bild praktisch vermitteln?

Das Bild des Orchesters weckt die positiven Assoziationen des „Zusammenspiels“ der sehr verschiedenen Instrumente, der „Harmonie“ als Ergebnis gemeinsamer Arbeit. Aber es gibt trotzdem die „1. Geige“, den „Konzertmeister“ und natürlich den „Dirigenten“. Das sollte man bei diesem Bild nicht vergessen. Was bedeutet das für das Verständnis von Synodalität der Kirche? Meines Erachtens sind wir mit dem Verstehen von Synodalität erst am Anfang und am Experimentieren, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Rom und weltweit. Wenn man das Bild des Orchesters wählt, dann darf man auf keinen Fall die „Partitur“ – das Evangelium vergessen, das die Grundlage für die Symphonik ist. Sie gut zu studieren ist allen aufgegeben, sie zu interpretieren und dann so zur „Aufführung“ zu bringen, dass ihre Intention die Menschen ergreift und bewegt.

Bei der Weltsynode geht es darum, neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche zu gehen. Wie sind diese umzusetzen und welche Rolles spielt dabei der Priesterrat?

Der Priesterrat ist kein neuer Weg der Mitwirkung, aber ich glaube und hoffe, dass die Initiative von Papst Franziskus mit der Weltsynode auch diesem Gremium ein neues „Wie“ seines Selbstverständnisses und seiner Arbeit geben kann. Aber da sind die Mitglieder, die Stimmen des Volkes Gottes, selbst gefordert, die eigenen Erfahrungen in der Begegnung mit den Menschen auch einzubringen und so eine echte Beteiligung zu schaffen. Da braucht es eine neue Dynamik, aber auch die Erfahrung, dass Anliegen ernstgenommen werden.

Auch in diesem Jahr, am 26. und 27. März 2024, ging es beim Treffen des Priesterrates im Haus Werdenfels um ganz konkrete Fragen mit Blick auf die pastorale Planung der nächsten Jahre. Die pastorale Planung 2034 stellt nicht nur die Priester vor neue Herausforderungen, sondern auch die Gläubigen, aus Pfarreien werden Pfarreiengemeinschaften. Eine AG Pastorale Planung wurde gegründet, die sich ganz konkret mit dem Thema der künftigen Pfarreiengemeinschaften beschäftigt und mit Verwaltungskoordinatoren und Verwaltungsleitern zur Entlastung der Priester beitragen will, damit diese sich weiterhin und verstärkt auf die pastoralen Aufgaben konzentrieren können. Welche Rolle kommt dem Priesterrat bei der Umsetzung zu?

Der Priesterrat hat neben der Dekanekonferenz die Aufgabe, die jeweiligen Schritte und Entscheidungen im Hinblick auf die pastorale Planung zu reflektieren, mit der Wirklichkeit vor Ort abzugleichen und das entsprechend der Diözesanleitung gegenüber, aber auch hinein in die Pfarreien zu kommunizieren. Neben den strukturellen Fragen und Weichenstellungen sollte der Priesterrat immer wieder auch die pastoraltheologischen und spirituellen Leitlinien für diesen Prozess erarbeiten, benennen und konkretisieren.

Fragen: Stefan Groß

(SSC)



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