News Bild "Was bereits da ist, das sollten wir dankbar annehmen und erneuern" Pastoralbesuch und Abschluss der Großen Visitation des Dekanats Cham führt Einsatz der Kirche für die Menschen eindrücklich vor Augen

"Was bereits da ist, das sollten wir dankbar annehmen und erneuern" Pastoralbesuch und Abschluss der Großen Visitation des Dekanats Cham führt Einsatz der Kirche für die Menschen eindrücklich vor Augen

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(pdr) 33 Dekanate gibt es im Bistum Regensburg. Sie stehen für ein authentisches katholisches Glaubensleben in den vielen unterschiedlich geprägten Gegenden, die die Diözese mit der größten Ausdehnung in Bayern prägen. In den vergangenen Wochen hat Regionaldekan Msgr. Georg Englmeier, Pfarrer in Neukirchen bei Heilig Blut Mariä Geburt, die Pfarreien im Dekanat Cham besucht. Am vergangenen Donnerstag stellte Msgr. Englmeier Bischof Gerhard Ludwig Müller und der Dekanatskonferenz in Chammünster die Situation des Dekanats vor. Zu dieser Dekantskonferenz waren die rund 30 Pfarrer, Ständigen Diakone und pastoralen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gekommen, die im Dekanat wirken. Die Konferenz fand im Rahmen des Pastoralbesuchs des Regensburger Bischofs am vergangenen Donnerstag statt. Der Pastoralbesuch zum Abschluss der Großen Visitation im Dekanat Cham durch Bischof Gerhard Ludwig umfasste zunächst die Besichtigung der Firma Flabeg in Furth im Wald, dann den Besuch des privat organisierten Therapiezentrums Maximilianshöhe sowie des Kindergartens St. Elisabeth in Furth. Höhepunkt des Tages war das Pontifikalamt mit den Priestern und Gläubigen des Dekanats Cham, das der Regensburger Bischof in der vollbesetzten Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt Chammünster am Ende des Tages feierte. All die Stunden waren geprägt durch die Nähe zu den hunderten Gläubigen sowie durch den umfassenden Einblick in die verschiedensten Institutionen, in denen sich das Leben der Menschen der Region in Arbeit, Fürsorge, Bildung und Praxis des Glaubens vollzieht. Wichtiger Maßstab dafür ist das Wohl des Menschen in seiner Würde, die aus seiner Gottebenbildlichkeit hervorgeht, stellte der Regensburger Bischof immer wieder fest.

Den Auftakt bildete die Besichtigung der global operierenden Firmen Flabeg GmbH und Flabeg Deutschland GmbH, in denen 523 Menschen arbeiten. Den Bischof begleiteten dabei unter anderem Regionaldekan Englmeier, Pfarrer Richard Meier, Dekan des Dekanats Cham und Pfarrer in Furth, sowie der künftige Betriebsseelsorger Pfarrer Thomas Schmid. Der Betrieb ist damit der größte Arbeitgeber von Furth. Flabeg hat allein in Europa einen Marktanteil an der Produktion von Autospiegeln in Höhe von 90 Prozent. Ein weiteres bedeutendes Geschäftsfeld sind die Solarspiegel zur Energiegewinnung, die in den Solaranlagen weltweit eingesetzt werden. In Furth vollzieht sich außerdem die Entwicklung neuer Produkte. Franz Reimer, Geschäftsführer der Flabeg Deutschland GmbH, erklärte: „Für uns sind die Mitarbeiter die wichtigste Ressource.“ Reimer wies auf die Tarifbindung des Betriebs hin sowie auf den Stellenwert der Erfolgs- und Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter und auf deren Altersvorsorge. Außerdem hob er die geringe Fluktuation der Arbeitskräfte und die hohe Zahl von derzeit 30 Auszubildenden hervor. Nach einer kurzen Firmenpräsentation in Anwesenheit ebenfalls von Joska Kulcsar, Geschäftsführer der Flabeg Deutschland GmbH, und der Betriebsratsvorsitzenden Edeltraud Sander fand der Rundgang durch den Betrieb statt. Bischof Gerhard Ludwig betonte hier die Bedeutung des Menschen in wirtschaftlichen Zusammenhängen. Dem Menschen Respekt entgegenzubringen und ihn zu stärken sei auch deshalb von Bedeutung, da er auch Konsument sei. „Sonst nimmt Ihnen niemand die Produkte ab, die Sie herstellen“, erklärte der Bischof. Frau Johanna Plasch, Sprecherin des Pfarrgemeinderats in Furth, und Erster Bürgermeister Johannes Müller gehörten zu der Besichtigungsgruppe.

Herzlich aufgenommen wurde Bischof Gerhard Ludwig im Further Therapiezentrum Maximilianshöhe KG nur wenige Meter von der Firma Flabeg entfernt von Herrn Nils Bröckelmann, dem Geschäftsführenden Gesellschafter der Einrichtung, die sich um suchtkranke Menschen kümmert und ihnen Therapie bietet. Dr. Jürgen Dörfert, Leiter der Einrichtung, stellte die umfassenden Aktivitäten der Maximilianshöhe zugunsten der knapp 70 suchtkranken Patienten vor. Nicht zuletzt komme es auf den guten Kontakt mit dem Umfeld an, so der Psychologe: „Man spricht sich an und geht kooperativ miteinander um, beim Arztbesuch oder in der Kirche.“ Ziel der Einrichtung sei es, das Überleben der Kranken zu sichern, die Krankheitssymptome zu mindern, sozial unverträgliches Verhalten zu vermeiden und suchtmittelfreie Zeiten zu halten. Dabei sei es insgesamt von großer Bedeutung, den Patienten ihren eigenen Selbstwert zu geben. Bischof Gerhard Ludwig dankte den Verantwortlichen der Maximilianshöhe für ihr Engagement zugunsten der Menschen. Er erinnerte an die Gemeinschaft aller Menschen, die sich aufgrund der Würde des Menschen über alle Grenzen hinweg erstreckt. Aus christlicher Sicht gebe es immer einen Neuanfang, so wie auch immer Vergebung für die Fehler der Vergangenheit möglich ist. Der Bischof führte intensive Gespräche mit zahlreichen Patienten, die ihm unter Ausschluss der Öffentlichkeit von ihren schwierigen Lebensgeschichten berichteten. Zum Abschluss wurde gemeinsam das Vaterunser und das Gegrüßet seist du Maria gebetet. Außerdem legte Bischof Gerhard Ludwig allen Anwesenden, Patienten wie Mitarbeitern, die Hand zum Segen auf, was viele Menschen stark anrührte.

Im Anschluss daran begrüßten 160 Kinder des Kindergartens St. Elisabeth Furth im Wald den Bischof mit einem kleinen Spiel, in dem das Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen, der Lauf ihres Lebens und ihr Liebeswirken für die Armen sehr eindrucksvoll dargestellt wurde. 20 pädagogische Fachkräfte wirken in der pfarrlichen Einrichtung. Kindergartenleiterin Frau Maria Altmann erläuterte das Ziel des Kindergartens, anhand des christlichen Menschenbildes Kinder zu erziehen, die ihr Leben in Eigenverantwortung und in der Gesellschaft gestalten können. „Ihr Besuch bedeutet für uns den Ausdruck großer Wertschätzung gegenüber den Kindern, die in Zukunft die Botschafter des christlichen Glaubens sein werden“, sagte Maria Altmann. Nach mehreren gemeinsam gesungenen Liedern segnete Bischof Gerhard Ludwig jedes Kind einzeln, wo er jeweils sagte: „Jesus liebt dich, Jesus segne dich.“
In der folgenden Dekanatskonferenz, der die gemeinsame Feier der Vesper der Kirche in Mariä Himmelfahrt Chammünster vorausgegangen war, berichtete Bischof Gerhard Ludwig von der beachtlichen Glaubenssubstanz, die es im Bistum Regensburg gibt. Dabei verwies er beispielshalber auf die über 6000 Gläubigen, die während des Besuchs des Heiligen Vaters im vergangenen September aus der Diözese nach Berlin gefahren sind und die dabei eine „selbstverständliche Kirchlichkeit“ an den Tag legten. „Überhaupt geht es uns nicht darum, uns an Zahlen zu orientieren, sondern an Jesus Christus“, so der Bischof. Auch hob er die zehntausenden Ministranten und Ministrantinnen hervor, die im gesamten Bistum gerne ihren Dienst tun. „Es gibt bei sehr vielen jungen Menschen eine innere Offenheit, sich durch den Dienst als Ministranten formen zu lassen.“ Der Bischof erinnerte an die Aussagen des heiligen Apostels Paulus, demzufolge wir nur gießen können, das Wachstum aber „ein anderer“ gebe: „Gott führt die Menschen auf seinen Wegen, wir sind die Diener Christi.“ Er rief die Priester, Diakone und Laienmitarbeiter eindringlich dazu auf, bei aller Routine doch aus einer tiefen Spiritualität zu leben. Besonders gegenüber den Sterbenden und ihren Angehörigen gelte es, eine besondere Sorgfalt in der Seelsorge, etwa bei der Gestaltung der Beerdigungen an den Tag zu legen. Denn Christus wende sich gerade den Kranken und Sterbenden zu. Herzlich und persönlich dankte Bischof Gerhard Ludwig seinen Mitarbeitern für all ihren Einsatz in Seelsorge und Glaubensweitergabe. Alle sollten entgegen anderslautenden Stimmen in der Gesellschaft unbeirrt festhalten am Schatz des Glaubens, auch wenn Fernsehsendungen wie die jüngste Serie über die Borgia-Päpste Vorurteilte bediene und vorhandene bestätige. Vor allem aber wandte sich Bischof Gerhard Ludwig dagegen, bewährte Institutionen vorschnell aufgeben zu wollen. „Schnell ist etwas abgeschafft. Aber man muss an seine Stelle auch etwas setzen können.“ Was bereits da ist, das sollten wir dankbar annehmen und erneuern.

Regionaldekan Englmeier lobte in seinem Bericht die Pfarrer und ihre hauptamtlichen Mitarbeiter für ihre Einsatzfreudigkeit und Tüchtigkeit. In jeder Pfarrei des Dekanats gebe es reichlich liturgische Dienste, die von Ministranten, Lektoren, Kommunionhelfern, Sängern in den Chören, Kantoren und noch zahlreichen anderen Gruppen verrichtet werden. Im Gegensatz zur weiter feststehenden Kerngemeinde stehe allerdings die schleichende Abnahme der Gottesdienstbesucher am Sonntag sowie der Rückgang der Beichten. Der Regionaldekan lobte außerdem die tüchtigen Kirchenpfleger und die Mitglieder der Kirchenverwaltungen, die sich um Kirchen, Gebäude und das damit in Zusammenhang stehende Umfeld kümmern. Insgesamt gehe es darum, in der derzeitigen Situation des Umbruchs Bewährtes zu erhalten, aber auch Neues anzugehen. „Immer mehr müssen aus versorgten Gemeinden mitsorgende Gemeinden werden“, erklärte Regionaldekan Englmeier in seinem Bericht.

In der Predigt während des Pontifikalamts in Chammünster erklärte Bischof Gerhard Ludwig, dass sich eine „giftige Wolke der Desorientierung und Säkularisierung über die traditionell christlichen Gebiete gebreitet hat und ihre Spuren im Herz der Menschen hinterlässt“. Weite Teile der Gesellschaft lebten, als ob es Gott nicht gäbe. Im Grunde gehe es aber um die Frage: „Ist Christus der wahre Gott und das ewige Leben, der Sohn des Vaters, der unsere Natur voll und ganz angenommen hat?“ Durch den Mensch gewordenen Sohn Gottes sei der Graben zwischen dem Schöpfer und dem Menschen überwunden. „Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, damit wir in Jesus Christus Söhne und Töchter Christi werden“, so der Bischof. Auch wenn sich die Umstände ändern – im Innersten bleibe der Mensch doch stets der gleiche. „Lassen wir uns nicht irre machen im Glauben und lassen wir uns nicht von den Propagandaschalmeien einlullen.“ Vor allem erinnerte der Regensburger Bischof an die Umbruchszeiten der ausgehenden Antike im 5. Jahrhundert: „Die Kraft des Glaubens war damals so groß, dass die germanischen Stämme zum christlichen Glauben gekommen sind. Daraus erwuchs letztlich die Blüte des christlichen Mittelalters.“ Deshalb müsse man erkennen, „mit welchem Kaufpreis Gott uns losgekauft hat“. Eine größere Liebe habe niemand als derjenige, der sei Leben für den Freund hingibt. Und deshalb sei niemand überzeugender als Jesus Christus, den der Vater zu unserem Heil hingegeben hat.
Am Donnerstag fand gleichzeitig der Kirchenchortag des Dekanats statt, sodass unter der Leitung von Regionalkantor Wolfgang für eine hervorragende musikalische Umrahmung des Pontifikalamtes gesorgt war.



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