News Bild Bischof Rudolf feiert Requiem für den verstorbenen Abt em. Johannes Zeschick in Rohr

Bischof Rudolf feiert Requiem für den verstorbenen Abt em. Johannes Zeschick in Rohr

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In der vollbesetzten Kirche des Benediktinerklosters im niederbayerischen Rohr feierte Bischof Rudolf Voderholzer mit Vertretern der Ordensgemeinschaften, Priestern Angehörigen und Gläubigen ein Requiem anlässlich des Todes des emeritierten Abtes der Ordensniederlassung, Johannes Nepomuk Zeschick. In seinen einleitenden Worten betonte der Bischof, dass er die Aufgabe zur Feier des Requiems gerne übernommen habe, da er über die Familie seiner Mutter mit dem Schicksal der Sudetendeutschen eng verbunden sei. Abt Johannes gehöre zur Generation seiner Mutter und deren Brüder. Weseritz, der Geburtsort des Abtes, liegt nur ein paar zehn Kilometer nördlich von Kladrau, dem Heimatort der Familie von Bischof Rudolf. Gleichzeitig dankte der Regensburger Oberhirte, auch im ausdrücklichen Namen seiner Vorgänger, für die Dienste, die der Abt für das Bistum Regensburg geleistet habe. Bei insgesamt 134 Firmungen habe er schätzungsweise 12.000 jungen Menschen das heilige Sakrament der Firmung gespendet.

In seiner Predigt blickte Bischof Rudolf Voderholzer auf das Leben und Wirken von Abt Johannes Zeschick, der sich als gewählter Abt einen Ausspruch des Heiligen Martin zu seinem persönlichen Wahlspruch ausgesucht hatte: „Non recuso laborem – Wenn ich für Dein Volk notwendig bin, scheue ich nicht die Arbeit oder die Mühsal“. Die Wahl gerade dieser Worte, so der Bischof, seien auch bezeichnend gewesen. Denn Mühsal war dem Abt vertraut, Arbeit scheute er nicht. Unter anderem gehörte der Abt ab 1970 der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie an. Dafür habe er sich vor allem durch seine Dissertation zum Thema „Das Augustinerchorherrenstift Rohr und die Reformen in bairischen Stiften vom 15. bis zum 17. Jahrhundert“ nachdrücklich empfohlen: „Ich habe mir seine Doktorarbeit in den letzten Tagen angeschaut und mich auch über das Schrifttum insgesamt kundig gemacht. Es besteht kein Zweifel: Johannes Zeschick war der beste Kenner der Geschichte des Augustinerchorherrenstiftes Rohr in Niederbayern, an seinen Forschungen kommt niemand vorbei, der sich damit befasst!“, hob Bischof Rudolf hervor.

Als die große politische Wende 1989 ein neues Kapitel der europäischen Geschichte aufschlug und auch die Beziehungen zwischen Bayern und Böhmen in eine neue Phase eintreten konnten, habe sich Abt Johannes, dessen Wurzeln in Böhmen lagen, in besonderer Weise engagiert. Bei zahlreichen Wallfahrten und Heimattreffen habe er das Thema der Versöhnung, des Brückenschlagens und den Aufbau eines Europas auf den Grundlagen des christlichen Glaubens in den Mittelpunkt gestellt. Heute, so der Bischof, sei das Kloster Rohr, 1946 von den aus ihrer Heimat vertriebenen Benediktiner-Mönchen aus dem böhmischen Braunau, als Benediktiner-Kloster wiederbelebt, selbst auf die Hilfe von außen angewiesen. Als Bischof von Regensburg sei es ihm auf so vielfältige Weise auch biographisch mit dem Benediktinerorden im Allgemeinen und mit dem Schicksal der Heimatvertriebenen eine große Sorge und Anliegen, dass Rohr ein geistlicher Ort, ein Ort des Gebetes und ein Ort des mitbrüderlichen Zusammenlebens bleibe. Aber auch ein Ort, der Lehre und der Wissenschaft. Abschließend appellierte Bischof Rudolf in seiner Predigt an die Anwesenden: „Ich bitte Sie, liebe Mönche des Klosters Rohr, um eine tiefe Treue zur Regel des heiligen Benedikt, ich bitte die übrigen Klöster zu überlegen, in welcher Weise, vielleicht auch personell, Unterstützung möglich ist. Die jungen Männer bitte ich, sich ernsthaft zu fragen: Ist es nicht vielleicht doch auch meine Berufung, hier in Rohr als Mönch ganz für Gott und die Menschen zu leben. Sie alle, liebe Schwestern und Brüder, bitte ich, gut vom Kloster und dem monastischen Weg zu reden und zu denken und für die Zukunft von Kloster und Schule zu beten. Ich bin mir sicher, dass dies auch das Vermächtnis ist, das uns der heimgegangene Abt Johannes hinterlässt!“

Bevor die zahlreichen Trauergäste in einer Prozession zum benachbarten Friedhof Abt Johannes Zeschick zu Grabe trugen, sprachen mehrere Vertreter aus Politik, Schule und Orden einen Nachruf: Landrat Dr. Hubert Faltermeier, der Bürgermeister von Rohr, Karl Gorbunov, der Schulleiter des Johannes-Nepomuk-Gymnasiums in Rohr, Franz Lang, der stellvertretende Vorsitzende des Heimatkreises Braunau, Alfred Schwanse, Monsignore Karl Wuchterl vom Sudetendeutschen Priesterwerk sowie der langjährige Wegbegleiter, Pater Jordan.

Abt Johannes Zeschick
Alois Zeschick stammte aus Weseritz bei Plan in Westböhmen. Mit der Vertreibung der Sudetendeutschen 1945 kam er mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Oberfranken. 1947 kam Alois Zeschick in das neu errichtete Gymnasium der Benediktiner nach Rohr. Sein Abitur legte er dann 1952 in Königstein/Taunus ab, da das Rohrer Gymnasium zunächst nur als sechsklassiges Progymnasium geführt werden durfte. Nach dem Abitur blieb er in Königstein und studierte einige Semester Theologie an der dortigen Hochschule, bis er 1955 nach Rohr zurückkehrte, um Benediktiner zu werden. Dort erhielt er von Abt Dr. Dominik Prokop den Ordensnamen Johannes Nepomuk. Nach dem Noviziat setzte er in München sein Studium fort, um das Diplom in katholischer Theologie zu erwerben. Am 25. März 1960 wurde er durch Weihbischof Josef Hiltl in der Rohrer Abtei- und Pfarrkirche zum Priester geweiht.

Danach studierte P. Johannes in Wien und Würzburg, wo er sich auf das Lehramt an Höheren Schulen vorbereitete. In Würzburg promovierte er 1967 zum Doktor der Philosophie, kam im selben Jahr als Gymnasiallehrer ans Johannes-Nepomuk-Gymnasium nach Rohr zurück und unterrichtete dort Geschichte, Englisch und katholische Religionslehre. Im Jahr 1974 ernannte ihn Abt Virgil Kinzel nach dem Tod von P. Hraban zum neuen Prior des Klosters, 1984 übertrug er ihm noch zusätzlich das Amt des Cellerars und war damit für die wirtschaftlichen Belange des Klosters zuständig. Seit 1970 gehörte P. Johannes der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie an.

Am 15. März 1988 wählte ihn der Konvent zum dritten Abt der Abtei Braunau in Rohr, er löste damit Abt Virgil nach 19-jähriger Amtszeit ab. Die Abtweihe erteilte ihm der damalige Diözesanbischof Manfred Müller am 11. Mai desselben Jahres. Während seiner Amtszeit stand Abt Johannes nicht nur der klösterlichen Gemeinschaft vor, sondern war auch im Auftrag des Bischofs von Regensburg tätig, indem er das Sakrament der Firmung spendete.

Durch viele Jahre hindurch war er zudem Vorstandsmitglied des Sudetendeutschen Priesterwerkes und engagierte sich in seinem Heimatkreis Plan Weseritz. In seiner Zeit als Abt des Klosters und über seinen Rücktritt 2002 hinaus befasste er sich mit der Geschichte der Böhmischen Benediktinerklöster und ebenso mit der Geschichte des Augustinerchorherrenstifts Rohr. Hierzu veröffentlichte er mehrere Bücher sowie Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften. Trotz seiner fortgeschrittenen Demenzerkrankung vervollständigte er nach langen Forschungsarbeiten auch das Professbuch der Rohrer Augustinerchorherren. Für seine Verdienste um Kloster und Gymnasium überreichte ihm im Jahr 1999 der damalige Staatsminister Erwin Huber in Passau das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland. 2003 verlieh ihm der damalige Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber in der Münchner Residenz den Bayerischen Verdienstorden.

Nach einem Leben geprägt von seiner Arbeit und dem Dienst an der Gemeinschaft starb Abt em. Zeschick in den Morgenstunden des 3. Juni 2013 schließlich im Pflegeheim Langquaid an seiner Erkrankung.



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