News Bild „Die Kirche in Nordindien ist eine kleine Herde“ – Pfarrer Saju Thomas erzählt Bischof Voderholzer über sein Land und seinen Orden

„Die Kirche in Nordindien ist eine kleine Herde“ – Pfarrer Saju Thomas erzählt Bischof Voderholzer über sein Land und seinen Orden

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Drei indische Besucher hat Bischof Rudolf Voderholzer am Freitagmorgen empfangen: Pfarrer Saju Thomas ist Mitglied der Ordensgemeinschaft Indian Missionary Society (indische Missions-Gemeinschaft). Pfarrer Kuriakose Nanjilathu aus Fronberg bei Schwandorf ist ebenso ein weiteres Mitglied des Ordens. Beide sind seit über neun Jahren in der Diözese Regensburg tätig. Generalober des Ordens ist Hochwürden Mahendra Paul. Er macht zurzeit seine Visitation der Mitglieder in Deutschland.

„Wir sind sehr dankbar und froh, dass wir einen Termin mit unserem Diözesanbischof zusammen mit dem Personalchef Prälat Dr. Frühmorgen bekommen haben“, erzählt Pfarrer Saju. Den Besuchern lagen beim Treffen mit Bischof Rudolf Voderholzer vor allem drei Punkte am Herzen:

Der Orden der Indian Missionary Society           

Die Indische Missions-Gemeinschaft wurde vom indischen Pfarrer Gasper A Pinto 1941 in Nordindien in Varanasi, dem Zentrum des Hinduismus, gegründet. Die Kirche in Nordindien ist ein Missionsgebiet Indiens. Die Kirche in Nordindien ist wirklich eine kleine Herde in der Zahl der Gläubigen, die durch Armut und Unterdrückung der oberen Kasten bedroht ist.

In Indien lebt die Multi-Kulti-Gesellschaft

Das Christentum in Nordindien ist umgeben von den großen Religionen Hinduismus und Islam. Buddhismus, Parsismus und Jainismus sind einige weitere Religionen, die nebeneinander harmonisch existieren. Weil die Niederlassung unserer Ordensgemeinschaft mitten in diesen Religionen ist, sind die Priester auch in den Multi-Kulti-Kontexten ausgebildet worden. Nun ist Europa auch nicht mehr weit entfernt von dieser Realität des Multi-Kulti-Zusammenlebens. Da sehen wir einen Vorteil als Missionare, unsere Dienste hier im Lande verrichten zu dürfen, weil wir in einem vielfältigen, sozio-religiös-kulturellem Kontext aufgewachsen sind.    

Dank an die Diözese

Wir wollen der Diözese Regensburg für die Hilfe, Unterstützung und die Offenheit zur pastoralen Anstellung im Bistum ganz herzlich danken. Natürlich danken wir auch besonders für die Stipendien durch Messintentionen, damit wir die Priesterausbildung unterstützen können.

 

Wir haben Pfarrer Saju Thomas vorab ein paar Fragen über deutsche Kultur, Heimat und Mission gestellt:

Wie fühlen Sie sich hier in Deutschland angenommen, so fernab der Heimat?

Wie ich schon erwähnt habe, wurden wir in Nordindien ausgebildet und waren dort tätig. Wir haben schon den Schmerz der Trennung aus der Heimat als 15- oder 16-Jährige erlitten und haben uns längst damit auseinandergesetzt. Die Ferne kann uns wirklich nicht von der Heimat trennen. 

Ich fühle mich sehr wohl in Deutschland. Es ist meine zweite Heimat geworden. Ich habe volles Verständnis für die Menschen im Land, wie schwer es für sie ist, die vielleicht keinen Multi-Kulti-Kontext des Zusammenlebens erlebt haben, uns Missionare mit unser Verschiedenheit und Vielfalt, außer im Glauben zu akzeptieren, anzunehmen und anzuerkennen. Respekt und Hut ab vor den Gläubigen im Lande, weil sie viel Offenheit, Zuwendung, Verständnis und Freundschaft uns gegenüber zeigen. Im Verzicht des Eigenen liegt der Gewinn.

 

Wie erleben Sie die deutsche Kultur?

Die Kultur ist eine Summe all dieser Beispiele: Sprache, Musik, Religion, Tradition, Denkmuster, Lebensstil, Weltanschauungen usw. Die deutsche Kultur ist offen für etwas Neues, etwas Anderes und etwas Fremdes. Trotzdem ist sie auch tief in eigener Kultur, Tradition und Patriotismus verwurzelt.

Die Hindernisse sehe ich nur begrenzt in dem Bereich der sozial-pastoralen Tätigkeit, dass die Deutschen ein bisschen mehr Zeit brauchen, um Vertrauen ins Neue zu gewinnen.

 

Welche Auswirkungen hat der Missionsdienst in Indien?

Wir lernen viel aus der deutschen Kultur, nämlich die Pünktlichkeit, den Fleiß, die Zuverlässigkeit, die Freiheit, die Gerechtigkeit und die Offenheit. Durch unseren pastoralen Dienst in Deutschland unterstützen wir unsere Heimat nicht nur finanziell, sondern wir bereichern auch unsere eigene Kultur in Indien durch die echte und ehrliche Prägung der deutschen Kultur, die auch ein Teil unseres Lebens geworden ist.

 

Wie sehen Sie die Mission in Deutschland?

Deutschland sollte seine Seele im Glauben mit der Liebe Christi flammend weiterhin erhalten. Vielleicht gibt es eine Verbindung zwischen Wohlstand und Glaubensausübungen. Die zahlreichen Kirchenaustritte und Scheidungen im Eheleben machen uns Sorgen. Dennoch nimmt der unsichtbare Gott in vielen Menschen Form an, nicht unbedingt durch ihren Kirchenbesuch, sondern durch ihre Ausübung der Nächstenliebe mit großzügigen Spenden, um die Not der Welt zu lindern.

Nach meiner Meinung wird die Mission in Deutschland die Mission Christi vollbringen, wenn es eine richtige Bewegung in der Kirche von beiden Seiten gibt. Beispielhaft sind die missionarische Bewegung von Papst Franziskus und eine bodenständige und volkstümliche Bewegung des Volkes Gottes von unten nach oben. Diese beiden Bewegungen treffen sich bestimmt in der Mitte des Lebens, eine verwandelnde und verändernde Begegnung zur Erfüllung der Mission Christi in der Gegenwart.

 

Was können wir hier in Deutschland von der Kirche in Indien lernen?

In Indien gibt keine Trennung zwischen Philosophie und Theologie. Beide sind so sehr intervernetzt, dass wir sie kaum trennen können. In Europa ist diese Trennung ist so stark, dass die Religiosität und Spiritualität der Menschen durch die philosophischen Gedanken teils blockiert sind oder auch in Verzweiflung versetzt sind. Wir müssen vom Obergeschoss des Verstandes und der Vernunft zum Untergeschoss des Herzens eine optimale Mischung von Philosophie und Theologie zu überbrücken versuchen.  Der Fleiß des Lebens, den die deutsche Kultur schon innehat, sollte als Kapital im Glauben eingesetzt werden.



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