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Exerzitien werden von Vielen verbunden mit Einkehr, Ruhe und Stille. Das kommt hin – in gewissem Maße, denn dies ist eine Form von Exerzitien. Darüber hinaus existieren noch viele weitere.

Pfarrer Günter Lesinski ist Beauftragter für Exerzitien im Bistum Regensburg. Er erklärt ganz genau, was sich hinter dem Begriff „Exerzitien“ verbirgt.

 

Was sind Exerzitien eigentlich?

Das Wort Exerzitien heißt wörtlich zunächst einfach „Übungen“. Der hl. Ignatius von Loyola, der mit seinem berühmten Exerzitienbuch, den so genannten „Geistlichen Übungen“, die Exerzitien gleichsam erfunden und in die Spiritualitätsgeschichte eingeführt hat, definiert die „Geistlichen Übungen“ in einem weiten Sinne, wobei er sie sogar mit Leibesübungen vergleicht. Lassen wir ihn selbst sprechen: „Unter dem Namen geistliche Übungen versteht man jede Art das Gewissen zu erforschen, sich zu besinnen, zu betrachten, mündlich und rein geistig zu beten und andere geistliche Tätigkeiten.

Denn so wie Spazierengehen, Marschieren und Laufen körperliche Übungen sind, gleicher Weise nennt man geistliche Übungen jede Art, die Seele vorzubereiten und dazu bereit zu machen, alle ungeordneten Neigungen von sich zu entfernen, und nachdem sie abgelegt sind, den göttlichen Willen zu suchen und zu finden in der Ordnung des eigenen Lebens zum Heil der Seele.“ (Exerzitienbuch Nr. 1). Es geht in den Exerzitien also darum, durch Gebet und Betrachtung das eigene Leben zu ordnen und mehr auf Gott hin auszurichten.

Welche Elemente gehören zu „klassischen“ Exerzitien?

Da müssen wir zunächst klären, was wir unter „klassischen“ Exerzitien verstehen wollen. Wenn wir von den ignatianischen Exerzitien ausgehen, so wären „klassische“ Exerzitien das, was man heute „Einzelexerzitien“ nennen würde. Der hl. Ignatius hat die, die sich seinen Exerzitien unterzogen (= die Exerzitanten), angeleitet seine geistlichen Übungen zu machen. Für gewöhnlich versteht man unter „klassischen“ Exerzitien aber eher Vortragsexerzitien, bei denen vom Exerzitienleiter geistliche Vorträge gehalten werden.

Zu den unverzichtbaren Elementen von Exerzitien gehören die Betrachtungsimpulse, sei es, dass diese im Einzelgespräch oder durch Vorträge gegeben werden. Auf der Seite dessen, der die Exerzitien macht, ist die innere Bereitschaft erforderlich, sich auf eine intensive Zeit des Gebets und der Besinnung einzulassen. Deshalb gehört zu Exerzitien im strengeren Sinn das Stillschweigen. Ein für katholische Exerzitien selbstverständliches Element ist auch die tägliche Feier der Heiligen Messe.

Gibt es verschiedene Formen von Exerzitien?

Neben den vorhin bereits erwähnten Vortragsexerzitien gibt es eine große Bandbreite von anderen Exerzitienformen. Am anspruchsvollsten sind die ebenfalls vorhin bereits genannten Einzelexerzitien, bei denen man täglich ein circa 30minütiges Gespräch mit dem Exerzitienbegleiter (bzw. der Exerzitienbegleiterin) führt. Aus diesem Gespräch ergeben sich die persönlichen Gebets- und Betrachtungsimpulse für den einzelnen Exerzitanten. Einzelexerzitien dauern meist fünf bis zehn Tage. Nur wenigen sind die 30-tägigen Exerzitien möglich, von denen der hl. Ignatius in seinem Exerzitienbuch ausgegangen ist.

In der ignatianischen Exerzitienarbeit hat man auch gute Erfahrung gemacht mit Kurzexerzitien, zu denen neben den persönlichen Gebetszeiten Gemeinschaftselemente gehören, wie etwa ein Erfahrungsaustausch in der Gruppe. Recht populär sind seit längerer Zeit Fastenexerzitien, bei denen die Exerzitanten neben den geistlichen Übungen nach einer anerkannten Methode fasten.

Ferner gibt es verschiedene Formen von Wanderexerzitien. Dabei wird entweder auf einem Fernwanderweg mit wechselnden Übernachtungsquartieren marschiert, wobei die Teilnehmer vom Leiter für jeden Tag Gebets- und Betrachtungsanregungen mit auf den Weg bekommen. Oder man unternimmt vom Exerzitienhaus aus täglich angeleitete Wanderungen mit geistlichen Impulsen.

Eine jüngeres, aber zur Zeit sehr erfolgreiches Exerzitienformat sind Filmexerzitien, bei denen jeden Abend entweder ein Abschnitt eines Filmes oder ein ganzer Spielfilm angesehen wird, der nicht unbedingt eine explizit religiöse Thematik haben muss. Aus diesem Film erwachsen dann am darauf folgenden Tag die Gebets- und Betrachtungsimpulse.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen schließlich auch die so genannten „Exerzitien im Alltag“, die seit den 80er Jahren eine immer stärkere Verbreitung gefunden haben. Wie der Name schon sagt, begibt man sich für die „Exerzitien im Alltag“ nicht in ein Exerzitienhaus. Vielmehr macht man mitten im gewöhnlichen Beruf- und Familienalltag eine bestimmte Zeit lang die vorgesehenen Gebetsübungen. In vielen Pfarrgemeinden und geistlichen Gemeinschaften sind Exerzitien im Alltag mittlerweile eine vertraute Praxis besonders während der Fastenzeit.

Welche Formen von Exerzitien werden am häufigsten praktiziert?

Die zuletzt erwähnten Exerzitien im Alltag erreichen gewiss die größten Teilnehmerzahlen, weil sie am wenigsten aufwendig sind. Von den Exerzitienarten, zu denen man sich in ein Exerzitienhaus begibt, sind nach wie vor die herkömmlichen Vortragsexerzitien am verbreitetsten. Doch auch neuere Formate, wie Exerzitien mit Fasten oder Filmexerzitien erfreuen sich wachsender Beliebtheit.

Wem würden Sie Exerzitien empfehlen?

Besonders zu empfehlen wären Exerzitien solchen Gläubigen, die ihr Glaubensleben intensivieren und ihre Gottesbeziehung vertiefen möchten. Ebenso Menschen, die vor einer Lebensentscheidung stehen, damit die Entscheidung im Gebet gründlich mit Gott bedacht werden kann. Wem es, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich ist, an Exerzitien in einem Exerzitienhaus teilzunehmen, dem könnten Exerzitien im Alltag sehr ans Herz gelegt werden.

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