News Bild Auf den Spuren des heiligen Wolfgang – Gut 100 Wallfahrer bei Pilgerreise der Gebetsgemeinschaft für Berufe der Kirche nach Tschechien

Auf den Spuren des heiligen Wolfgang – Gut 100 Wallfahrer bei Pilgerreise der Gebetsgemeinschaft für Berufe der Kirche nach Tschechien

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Auf den Spuren des Regensburger Bistumspatrons, des heiligen Bischof Wolfgang, waren am Tag der Deutschen Einheit gut 100 Pilger aus dem gesamten Bistum Regensburg. Die Gebetsgemeinschaft für Berufe der Kirche (PWB) hatte zu dieser besonderen Wallfahrt eingeladen. Denn das Kloster Kladrau, woher die Großeltern und die Mutter von Bischof Rudolf Voderholzer stammen, sowie die Kapelle in Bolfánek, wo der Heilige Wolfgang auf seinem Weg nach Prag eine Pause einlegte, standen auf dem Programm der Pilgerreise, die Bischof Voderholzer an den beiden Stationen in Tschechien begleitete.

Auf zwei Busse verteilt, darunter auch die Alumnen des Priesterseminars St. Wolfgang, starteten die Pilger am Regensburger Hauptbahnhof. PWB-Direktor Gerhard Pöpperl sowie Sr. Heike-Maria Schneider und Diakon Fritz Reil hießen die Wallfahrer willkommen. Sie informierten auch über die Hintergründe, die zu dieser Pilgerreise führten. Bei einer überregionalen Pilgerreise anlässlich des 90-jährigen Jubiläums des Päpstlichen Werkes für Geistliche Berufe vor zwei Jahren nach Freiburg, sei die Idee einer eintägigen Wallfahrt im Bistum entstanden. Mit dem Bezug Bischof Voderholzers nach Kladrau und zu den Bistümern Prag und Pilsen sei Westböhmen als Ziel bald festgestanden. Der Reisesegen und das Beten des glorreichen Rosenkranzes gehörten natürlich zur Anreise, ebenso erste Informationen zur Klosterkirche Kladrau sowie zum Wirken des heiligen Bischof Wolfgang.

Gebet auch für die Jugendsynode in Rom

In Kladrau angekommen, erwartete der Regensburger Oberhirte die Pilger und hieß sie in der Heimat seiner Vorfahren mütterlicherseits willkommen. „Wir freuen uns, dass Sie mit uns die Heilige Messe feiern und uns auf den Spuren des heiligen Wolfgang begleiten“, begrüßte Direktor Pöpperl den Bischof am Beginn des Gottesdienstes in der Klosterkirche. In dieser Eucharistiefeier werde, so der Direktor, das Gebet auch dem Nachwuchs bei den Geistlichen Berufen sowie der in Rom beginnenden Bischofssynode zum Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung“ gewidmet. Bischof Voderholzer zeigte sich in seiner Begrüßung „tief bewegt über die große Anzahl der Beter zusammen mit den Alumnen“ und hieß die Wallfahrer in der Klosterkirche Kladrau willkommen, in der sich auch Spuren der Kirchengeschichte des Bistums Regensburg zeigen. Er freute sich ebenso über die erneute Begegnung mit dem örtlichen Seelsorger Pater Miroslav Martiš, mit dem er erst im August beim Patrozinium Mariä Himmelfahrt den Festgottesdienst gefeiert hatte. Besonders freute den Oberhirten, dass mit dieser Wallfahrt die sonst eher als Kulturdenkmal genutzte Klosterkirche ihrem eigentlichen liturgischen Zweck diente.

Bewegte Geschichte der Kloster- bzw. Schlosskirche

„Es ist sehr bewegend, mit Ihnen hier in dieser Kirche Eucharistie feiern zu dürfen“, bekannte Bischof Voderholzer zu Beginn seiner Predigt. Er führte Erinnerungen an seine früheste Kindheit an, wo ihm seine vor drei Jahren verstorbene Mutter vom Geschehen hier vor über 1000 Jahren – die Reise des heiligen Wolfgang nach Prag – erzählte. „Hier hat er Rast gemacht. Von Waldarbeitern hat er sich ein Beil ausgeliehen, aus Zweigen ein Kreuz geschaffen und in die Erde gesteckt – verbunden mit dem Wunsch, dass hier eine große Kirche errichtet werden soll“, schilderte der Bischof das Tun seines einstigen Vorgängers. Herzog Vladislav I. hat 1115 das Kloster gestiftet, das dann Benediktiner aus Zwiefalten mit Leben füllten. „Der Heilige Wolfgang ist Co-Patron der Kirche“, erklärte der Bischof und zeigte auf die Symbole der Wolfgangsfigur: Beil, Baum, Kirche. Ebenso verwies er auf die Abtrennung des Bistums Prag vom Bistum Regensburg im Jahr 973 und die weitere Herauslösung des Bistums Pilsen aus dem Bistum Prag vor nunmehr 25 Jahren, was vor einigen Wochen in Tepl gefeiert wurde. Die jetzige Klosterkirche in dem fast nur in Westböhmen verbreiteten Stil der Barockgotik wurde im Jahr 1726 geweiht, ein Werk federführend des Baumeisters Johann Blasius Santini-Aichl.

Mit Gebet sind auch schwere Schicksalsschläge zu überwinden

Als einschneidendes Ereignis nannte Bischof Voderholzer das Jahr 1785, in dem Kaiser Josef II. das Kloster auflöste, sodass die Kirche und die Klostergebäude an die Fürsten Windisch-Graetz übergingen. Diese verloren ihren Besitz am Ende des Zweiten Weltkriegs, seither sind die Bauwerke in Staatsbesitz. Aus den Schilderungen seiner Mutter und Großmutter hat Bischof Voderholzer Erinnerungen an die hier gefeierten großen Feste, vor allem das Schlossfest, d. h. das Patrozinium zu Mariä Himmelfahrt. Er wies aber auch auf die schweren Stunden und Tage der Vertreibung hin. Am 19. Juni 1946 hieß es für Voderholzers Großmutter und Familie „odsun – Abschiebung, Vertreibung“. Mit nur 30 Kilogramm Gepäck – darunter eine Abschrift der Heiratsurkunde, die Urkunde der Erstkommunion sowie mehrere Gebetsbücher – musste sie die Heimat verlassen. „Aus dem Gebet heraus hat meine Großmutter das Schicksal der Vertreibung überhaupt nur bewältigen können“, beschrieb der Oberhirte dieses Glaubenszeugnis, zu dem aber auch die Kraft der Versöhnung und der Blick nach vorne gehörten. Dies habe schließlich auch seinen eigenen Lebensweg, letztlich den Eintritt in die Nachfolge des heiligen Wolfgang, beeinflusst. Daher hat Bischof Voderholzer auch ein Bild des heiligen Wolfgang mit dessen Symbolen in die Krümme seines Bischofsstabes einfügen lassen. „Ich bin immer wieder tief bewegt, wenn ich zu meinen eigenen Wurzeln zurückkehren darf“, fasste Bischof Voderholzer zusammen. Er dankte – auch an das Gebetsvorbild seiner Mutter und Großmutter erinnernd – den ca. 33.000 Beterinnen und Betern in der Gebetsgemeinschaft für Berufe der Kirche.

In Gedanken bei der Bischofssynode in Rom

Nach dem Gottesdienst standen zeitversetzt in zwei Gruppen das Mittagessen und die Schloss- und Klosterführung auf dem Programm. Neben dem Gotteshaus, in dem sich auch Bilder der Gebrüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam befinden, standen auch die Klosterräume zur Besichtigung offen, die ebenfalls eindrucksvolle Kunstwerke aufweisen. Bischof Voderholzer verwies auf die hier im Jahr 2013 stattgefundene 20-Jahrfeier des Bistums Pilsen und die vor drei Jahren hier durchgeführte gemeinsame Aussendung der Sternsinger der Bistümer Pilsen und Regensburg.

Während der Fahrt nach Bolfánek wurde im Gespräch mit Bischof Voderholzer kurz auch die in Rom beginnende Bischofssynode zum Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung“ angesprochen. Für Bischof Voderholzer ist es wichtig, „im Stimmengewirr heute die Stimme Gottes herauszuhören für eine Orientierung im Leben, das einmalig ist. Das heißt, an der Schwelle zum Erwachsensein die richtigen Weichen zu stellen, das zu tun, wofür mich der Herrgott geschaffen hat“. Der Bischof verbindet das mit dem Wunsch an die Jugendlichen, „immer wieder in die Tiefe zu gehen und die Frage hinsichtlich des Sinns des Lebens zu stellen“.

Bischof erteilte Einzelsegen für jeden Wallfahrer

In der kleinen Kapelle in Bolfánek befindet sich ein riesiger Felsenstein mit einem Abdruck des Fußes des heiligen Bischofs Wolfgang. Hier soll dieser auf seiner Reise nach Prag ebenfalls Station gemacht haben. Von der früheren Kirche ist heute nur noch der überaus hohe Turm erhalten, den man zur Aussicht auch besteigen kann.

Vor Ort kümmert sich Karel Jungwirth mit seiner Gruppe um die Kapelle. Er selbst berichtete von einer neuntägigen Fußwallfahrt nach Bayern – unter anderem auch auf den Spuren des heiligen Emmeram. Bei der kurzen Andacht hob Direktor Pöpperl die „Weisheit und die Weitsicht, mit der der heilige Wolfgang das Bistum und seine Herde geführt“ habe, hervor. Mit der Segnung jedes einzelnen Pilgers durch Bischof Voderholzer endete die Andacht. Nach einer Kaffeepause ging es zu den Bussen zurück – und damit zur Rückreise, bei der natürlich der freudenreiche Rosenkranz gebetet wurde.



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