News Bild Bischof Gerhard Ludwig: "Nicht auf unseren Wahrheitsanspruch verzichten"

Bischof Gerhard Ludwig: "Nicht auf unseren Wahrheitsanspruch verzichten"

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(pdr) Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig hat während der Christmette in der Heiligen Nacht im Dom Sankt Peter die Gläubigen aufgefordert, Vertrauen auf Jesus Christus zu haben, der in Menschengestalt als Kind in einem Stall zu den Menschen gekommen ist. Die Kathedrale war mit Gläubigen, die oft stehen mussten, dicht gefüllt. Das liturgische Geschehen am Altar wurde auf zwei Leinwände in die Seitenschiffe des Doms übertragen.
Während der Christmette wurde die Weihnachtskerze zu Ehren von Papst Benedikt XVI. mit dem Friedenslicht von Bethlehem entzündet. Bischof Gerhard Ludwig drückte seine Hoffnung aus, dass dieses Zeichen die Gläubigen auf den Pastoralbesuch des Heiligen Vaters im September des kommenden Jahres hinführe.
Bereits am Nachmittag hatte Bischof Gerhard Ludwig die Christkindlandacht in der ebenfalls mehr als vollbesetzten Karmeliterkirche St. Josef gefeiert und am Ende der Liturgie zahlreiche Kinder gesegnet, die spontan zum Bischof kamen.

„Wir sind ratlos und ohnmächtig, wenn wir von gewaltigen Naturkatastrophen, Erd- und Seebeben, von Überschwemmungen oder Terroranschlägen hören oder selbst mit hineingerissen werden“, sagte der Bischof in der Predigt der Christmette. Er ermunterte die Anwesenden, dennoch auf Christus zu vertrauen: „Haben wir keine Angst davor, uns und unser ganzes Leben sowie unsere Angehörigen und Freunde Jesus Christus anzuvertrauen. Denn wer Christus gewinnt, der gewinnt sich selbst, ja der gewinnt die ganze Welt.“ Jesus sei der einzige und wahre Mittler zwischen Gott und Mensch. Von dem Heilsangebot Gottes, der seinen Sohn in die Welt sandte, sei kein Mensch ausgeschlossen, erinnerte der Bischof. Diese Botschaft der Rettung aus Finsternis und Todesangst gelte für jeden Menschen: „In der Menschwerdung ist Er unser Bruder geworden.“
Allerdings werde die ganze Dimension dieser Freudenbotschaft, dass Gott Mensch geworden ist, im Getriebe der Welt oftmals verkannt, erklärte Bischof Gerhard Ludwig. Die Botschaft könne ins Banale oder auch ins Sentimentale abgleiten: „Damit tun wir uns jedoch keinen Gefallen.“ Vielmehr seien alle berufen, aufzuhören zu leben, als ob es Gott nicht gäbe. „Denn Gott lebt in uns und wir leben in Gott.“ Durch sein Kommen habe Jesus Christus die menschliche Natur geheilt und eine neue Schöpfung gemacht, „damit wir aus der Gnade leben und in den Beziehungen zu unseren Mitmenschen auch entsprechend handeln. Was wir für unseren Nächsten tun, das tun wir als Zeugen für die Liebe Christi“. Dabei gelte es, sich nicht durch diejenigen verunsichern zu lassen, die die Gläubigen als „unaufgeklärt“ und als „Relikte aus einer fernen und vergangenen Zeit“ abstempelten. Die Weihnachtsbotschaft sei keineswegs eine fromme Legende für Leichtgläubige und Wundersüchtige aller Zeiten. Vielmehr müsse man fragen: „Was gibt es Wirklicheres als die Erlösungsbedürftgkeit des Menschen und was wäre weniger eine Tatsache als die, dass Gott selbst gekommen ist, um uns zu retten?“ Nicht die Mächtigen der Welt, die berühmten Männer und Frauen in der Geschichte, nicht materielle Güter und von den Menschen erfundene Heilslehren könnten von Sünde, Elend und Tod erlösen. Dies tue nur Gott: „Weil Er allein es kann. Er kommt zu uns in der Gestalt des hilflosen Kindes und des am Kreuz zu Tode gemarterten Herrn. Er ist demütig und trumpft nicht auf.“ In diesem Wissen appellierte Bischof Gerhard Ludwig an die zahlreich versammelten Gläubigen: „Besiegen wir als Christen durch unsere Demut und Beharrlichkeit alles, was sich an Lüge, Menschenverachtung und Bosheit dem Kommen des Reiches Gottes entgegenstellt. Werden wir immer mehr Diener des Evangeliums, Seiner Gerechtigkeit, Seines Friedens und Seiner Liebe.“
Am Ende der Christmette sangen die Regensburger Domspatzen in perfekter Intonation das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Schon zuvor bereicherten sie die feierliche Liturgie mit der Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart sowie mit Motetten und weiteren Weihnachtsliedern.

"Unser Platz ist in der Öffentlichkeit"

Am Ersten Weihnachtsfeiertag zelebrierte Bischof Gerhard Ludwig zum Hochfest der Geburt Christi im vollbesetzten Dom ein Pontifikalamt. Im Zentrum der Predigt stand die Aufforderung an die Gläubigen, lebendiges Zeugnis für Jesus Christus abzulegen, der das Fleisch der Menschen angenommen habe, um ihnen das Heil zu bringen. Die Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner und die Schola der Domspatzen unter der Leitung von Hans-Stephan Martin umrahmten das Hochamt musikalisch mit der Messe „Trahe me post te“ von Ludovico da Vittoria.
In der Geburt Christi erkennten die Menschen das Licht Gottes, predigte der Bischof. „Wir sind alle aufgerufen, Kinder Gottes zu sein. Wir sind Gottes Eigentum, ganz die Seinen!“ Jesus habe das vergängliche Fleisch angenommen, um den Menschen am ewigen Licht Anteil zu geben. Der Bischof erklärte, dass jeder einzelne Mensch Sohn oder Tochter Gottes sei, „Erben des ewigen Lebens!“ Die Grundlage des christlichen Glaubens stehe im Evangelium geschrieben: “Das Wort ist der Sohn.“ Dieses Bekenntnis zur Gottessohnschaft sei die Basis für den christlichen Glauben. Ein einfacher Mensch hätte nie den Menschen das Heil vermitteln können, sagte der Bischof weiter: „Nur Gottes Sohn kann das!“ Über die zwei Jahrtausende hinweg habe die Kirche zu allen Zeiten tapfer den Versuchen und Versuchungen widerstanden, aus Jesus nur einen vorbildlichen Menschen zu machen. „Durch alle Jahrhunderte zieht sich der Kampf bis hinein in unsere Gegenwart, oft unter körperlicher und geistiger Verfolgung, den Christen den Glauben an die wahre Gottheit und Menschheit Christi zu entreißen oder auszureden.“ Derjenige, der daran glaube, werde oft „vormodern, unaufgeklärt oder gar intolerant“ gescholten. Doch es gelte, sich nicht am Mainstream zu orientieren, sondern sich klar zu Gott und zur Gottessohnschaft Jesu Christi zu bekennen, forderte der Bischof die Gläubigen auf. „Wir lassen uns unseren Glauben nicht ausreden!“
Auch auf die Aussagen von Benedikt XVI. zum Thema Relativismus ging der Bischof ein. Er zitierte den Papst mit den Worten, dass man derzeit in einer "Diktatur des Relativismus" lebe, der nichts anderes sei als die Verabsolutierung rein menschlicher Meinungen und rein innerweltlicher Zielsetzungen. Der Heilige Vater habe sich gegen diese Diktatur des Relativismus gewendet. Der Bischof machte deutlich: „Wir dürfen nicht auf unseren Wahrheitsanspruch verzichten, weil wir den Menschen das Heil bringen wollen!“ Dem metaphysischen und religiösen Relativismus entspreche die innere Haltung des hochmütigen Stolzes, „der sich vor der Wahrheit Gottes die Ohren zuhält“. Die Menschen aber sollten „demütige Hörer des Wortes sein, nachdem Gott seinen Sohn Mensch werden ließ für uns“.
Der Bischof forderte die Gemeinschaft der Gläubigen auf, nicht den Zweiflern zu glauben, die den christlichen Glauben als alte, überholte Tradition bezeichneten und ihm höchstens noch einen „Platz im Religionsmuseum“ zuwiesen. Vielmehr sollten die Menschen zwar demütig, doch selbstbewusst ihren Glauben leben und für den dreifaltigen Gott Zeugnis ablegen. "Unser Platz ist in der Öffentlichkeit!" rief der Bischof. Kraft für die Neuevangelisierung der Welt müsse aus dem Leben im Glauben und aus der Heiligen Eucharistie geschöpft werden. Mutig erklärte der Bischof: „Wir wagen es, in die freie Luft der Auseinandersetzung zu treten!“



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