News Bild Corona deuten: Bischof Voderholzer über die derzeitige Krise und einen angemessenen Umgang damit.

Corona deuten: Bischof Voderholzer über die derzeitige Krise und einen angemessenen Umgang damit.

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Über den Umgang mit der derzeitigen Corona-Krise hat der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer maßgebliche Aussagen getroffen. Zentrale Äußerungen haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst:

 

 

4. Fastensonntag

„Der Verzicht auf die leibhaftige Gemeinschaft ist für uns alle ein großes Opfer! [...] Aber wir bringen das Opfer des Verzichts auf die öffentliche Versammlung, weil wir darauf vertrauen, dass die staatliche Anordnung richtig ist, dass auf diese Weise ein Beitrag geleistet wird zur Verlangsamung der Ausbreitung des so genannten Corona-Virus und dass so einem medizinischen Versorgungsnotstand vorgebeugt wird.“

 

Lesen Sie die <link file:35576 _blank download>Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer am 4. Fastensonntag in voller Länge.

Ostern unter den Beschränkungen der Corona-Krise: Hirtenwort des Bischofs

 

Palmsonntag

„Mit Tränen in den Augen müssen wir lernen und akzeptieren, dass es unter den gegebenen Bedingungen ein Akt der Nächstenliebe ist, sich nicht zu begegnen.“

„Besonders verbunden wissen wir uns auch mit allen, die gerade auch jetzt in dieser Stunde in einem Krankenhaus oder einem Altenheim Dienst tun. […] Seien Sie gewiss, dass Ihr Dienst auch ein Dienst an Christus, dem König der Könige ist.“

„Alle Kranken lade ich ein, sich heute und in den kommenden Tagen ganz besonders mit Christus zu verbinden, der alle unsere Wege, gerade auch die Wege durch die finsteren Schluchten und die Kreuzwege unseres Lebens, mitgeht und begleitet.“

„Die Glocken unserer Kirchtürme, sie dürfen läuten! Im Zweiten Weltkrieg mussten Ende 1941 die Kirchen alle Glocken abliefern, bis auf die kleinste, die Totenglocke. […] Welch‘ eine schaurige Stille in den Städten, das ist oft beschrieben worden! Statt des Glockengeläutes die warnenden Sirenen. Welch‘ eine Freude umgekehrt, wenn wir gerade jetzt doch auch immer wieder das volle Glockengeläut vernehmen dürfen und zu den Kirchtürmen hinaufschauen können!“

„Das Zwölfuhrläuten, liebe Schwestern und Brüder, markiert nicht nur den Zeitpunkt, bis wann die frischen Weißwürste unbedingt gegessen sein müssen, sondern es lädt uns vor allem zum Angelus-Gebet ein. Vielleicht sollten wir das wieder neu als großen Schatz entdecken. Jetzt, wo es so viel stiller zugeht in unserem Alltag, nehmen wir sie deutlicher wahr.“

„Auch zu den üblichen Gottesdienstzeiten läuten die Glocken. Leider können wir vorerst ihrer Einladung, zur Kirche zu kommen, nicht Folge leisten. Aber ihr Signal dürfen wir im Herzen widerhallen lassen und uns vor dem Fernseher und dem Hausaltar versammeln, mit dem Gotteslob und der Sonntagsbibel.“

„Es ist ein großartiges ökumenisches Zeichen, liebe Schwestern und Brüder, dass zwischen der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland vereinbart worden ist, dass am kommenden Ostersonntag mittags um 12 Uhr alle Glocken unserer katholischen und evangelischen Kirchen eine Viertelstunde läuten und so die Osterbotschaft verkünden sollen.“

 

Lesen Sie die<link file:35048 _blank> Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer am Palmsonntag in voller Länge.

 

Chrisammesse

„Man kann es nicht oft genug betonen und wiederholen, dass all dies [Anm. d. Redaktion: Die Feier der Heiligen Messe ohne Teilnahme der Gläubigen] nur aufgrund einer außergewöhnlichen Notsituation gerechtfertigt ist und dass die Kirche in allen ihren Gliedern leidet. Aber es ist ein Gebot der Vernunft und der christlichen Nächstenliebe, sich diesen Beschränkungen zu fügen, so schwer es uns allen fällt.“

 

„Auf den Altären wird das Messopfer dargebracht – wenn auch ‚nur‘ inklusiv-stellvertretend für alle. Die Glocken dürfen läuten. Die Kirchen – nicht nur im Bistum Regensburg – sind tagsüber geöffnet, sie werden in aller Regel auch geschmückt, und ich weiß, dass sie auch zum persönlichen Gebet besucht werden.“

 

„Ich danke Ihnen von Herzen von hier aus für alle Zeichen der Solidarität in dieser herausfordernden Zeit und bitte Sie, sich nicht entmutigen zu lassen sondern gemeinsam in der Nachfolge Christi die jetzt möglichen und notwendigen Wege zu gehen, um Gott und den Menschen zu dienen.“

 

„Als biblische ‚ekklesia‘ leidet Israel unter der Situation ebenso wie wir, und ich werde der jüdischen Gemeinde in Regensburg zusammen mit Grüßen zum Paschafest auch unsere besondere Verbundenheit in dieser schweren Zeit übermitteln. Möge Gott der allmächtige uns bald von der Prüfung durch diese Pandemie befreien.“

 

Lesen Sie die <link file:35065 _blank>Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer bei der Chrisammesse in voller Länge.

 

Gründonnerstag

„In der gegenwärtigen Situation, da wir leiden unter den Beschränkungen zum Schutz vor der Corona-Pandemie, ist es uns zu unserem großen Schmerz nur im kleinen Kreis und stellvertretend möglich, die Liebe Christi, zu empfangen, der sich an uns verschenkt im Brot des Lebens."

 

„Umso wichtiger und entscheidend ist im Augenblick dafür der Auftrag zum ganz konkreten diakonischen Handeln, zum Dienst der Fußwaschung an denen, die durch die Corona-Krise ans Bett gefesselt oder in die Isolation verbannt sind, gepeinigt von Fieber und Ängsten um ihr Leben oder niedergedrückt von Einsamkeit oder Sorgen um ihre wirtschaftliche Existenz.“

 

 „Und wie könnte ich nicht an diesem Abend zuallererst und wieder mit Respekt, größter Hochachtung und aufrichtigem Dank an diejenigen Frauen und Männer erinnern, die daheim, in den Kliniken und Seniorenheim – ambulant oder stationär – Kranke betreuen, auf den Intensivstationen sich um Frauen und Männer sorgen, die vom Corona-Virus erfasst sind und mit dem Tod ringen.“

 

 „Auch außerhalb des kirchlichen Lebens blühen viele kreative Formen der Nachbarschaftshilfe, Krankenfürsorge und der gelebten Nächstenliebe auf. Mit größtem Respekt und Dankbarkeit blickt die Kirche auf diese guten Taten.“

 

Lesen Sie die <link file:35134 _top an>Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer am Gründonnerstag in voller Länge.

Karfreitag

„Gott ist kein strafender Gott, sondern ein liebender und vor allem mit-leidender Gott. Er ist nicht unberührt oder unbeteiligt, sondern er hat sich betreffen und verwunden lassen von unserer Not. Der Blick auf das Kreuz möge auch heute den Kranken Trost und Zuversicht schenken.“

 

„Der mitleidende Gott bewegt und drängt uns, mit den Notleidenden solidarisch zu sein und ihnen unser Herz zu öffnen; bei ihnen zu sein in ihrem Schmerz, ihrer Einsamkeit und Not, und all dies nach Möglichkeit zu lindern.“

 

„Auch wenn der Impfstoff gefunden sein und die Medizin weitere Fortschritte gemacht haben wird, bleibt die Erkenntnis aus der Lektion dieser Tage: Menschliches Leben ist zerbrechlich und zutiefst gefährdet. [...] Jeder Tag ist ein Geschenk, Gabe und Aufgabe zugleich. Und so vieles, was uns völlig selbstverständlich schien, erweist sich als unverdientes Glück.“

 

„Gott lässt das Leid zu und er zeigt, dass er daraus Gutes wachsen lassen kann. Und selbst in der dunkelsten Nacht steht er dafür, dass das Licht wieder aufstrahlt.“

 

Lesen Sie die <link file:35145 _blank download>Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer am Karfreitag in voller Länge.

Osternacht

„Wie schwere und drückende Grabplatten lasten die Sorgen um die Kranken, lasten aber auch die Ängste vor einer Ansteckung und nicht zuletzt die Beschränkungen infolge des Corona-Virus auf uns.“

 

„Als Christen ist es uns ein großer Schmerz, dass wir uns nicht zur Feier des Gottesdienstes versammeln, in festlicher und froher Gemeinschaft den Tod und die Auferstehung Jesu Christi feiern und Christus im Brot des Lebens empfangen können.“

 

„Uns wird neu bewusst, wie wichtig, ja lebenswichtig die Begegnung ist und die leibhaftige Feier der Sakramente.“

 

„Gott ist uns nicht fern. Er hat in Jesus am Kreuz alle Krankheiten für und mit uns getragen. Er hat unsere finsteren Nächte mit uns durchlitten. Er lässt uns mit unseren Tränen nicht allein. Und er wird uns auch helfen, nachzudenken, welche Lehren wir als einzelne und als Gesellschaft aus dieser für uns alle so überraschenden aber tiefgreifenden Krise ziehen, was wir für unseren Lebensstil, für uns Lebenshaltung daraus lernen müssen.“

 

„Das Leben siegt, und alles wird gut! Halleluja!“

 

Lesen Sie die <link file:35164 _blank>Predigt aus der Osternacht in voller Länge.

Ostersonntag

„Zu den vielen zum Teil gravierenden und schmerzlichen weil lebensbedrohlichen und existenzgefährdenden Folgen gehört nicht zuletzt, dass wir als Christen erstmals in der Geschichte nicht gemeinsam in der Versammlung der Kirche Ostern feiern können.“

 

„Noch am Beginn der zurückliegenden Fastenzeit, am Aschermittwoch, hat das Bundesverfassungsgericht das Verbot organisierter Beihilfe zum Suizid gekippt mit Hinweis auf die überragende Bedeutung der Autonomie des Menschen. Keine vier Wochen später werden in unserem Land Grundrechte wie Versammlungsfreiheit, Reisefreiheit, Freiheit der Religionsausübung auf vorerst unbestimmte Zeit in einer Weise beschnitten, wie es noch nicht einmal in Zeiten schlimmster Diktatur der Fall war. Am 10. April, es war der Karfreitag, hat das BVG den Erlass einer einstweiligen Anordnung gegen das Gottesdienst-Versammlungs-Verbot letztinstanzlich zurückgewiesen. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich trage diese Entscheidungen mit, weil wir uns gerade auch als Kirche nicht mitverantwortlich machen dürfen für eine Situation, in der unser Gesundheitswesen zusammenbrechen würde. Meine Frage aber lautet: Lässt sich das Bundesverfassungsgericht nicht plötzlich doch auch noch von anderen Gesichtspunkten leiten als nur der Wahrung der grenzenlosen Autonomie des Einzelnen? Und bringt die gegenwärtige Krise die Rechts-Philosophie der grenzenlosen Autonomie nicht doch an ihre Grenzen?“

 

„Gott hat das Corona-Virus nicht geschickt. Das brauchte er nicht. Der Mensch hat es sich geholt und verbreitet in einer komplexen Verbindung vieler Elemente einer ‚Kultur des Todes‘. Und nun leiden alle, und wie so oft trifft es die Ärmsten am schlimmsten.“

 

„Danke, auch heute, allen die gerade jetzt in dieser Stunde im Einsatz sind im Dienst an bedrohten, kranken und sterbenden Menschen, in einem Krankenhaus, einem Altenheim, auf einer Palliativstation oder in einem Hospiz.“

 

„Wenn wir die Krise, so schwer sie auch auf uns lastet, als Aufruf zur Gewissenserforschung nehmen, kann auch tatsächlich Segen und Heil aus ihr erwachsen.“

 

„Sollen uns vielleicht tatsächlich jetzt die Sonn- und Feiertage wiedererstattet werden, die wir unachtsam und undankbar allen möglichen Aktivitäten und Beschäftigungen geopfert haben?“

 

Lesen Sie die <link file:35174 _blank download>Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer am Ostersonntag in voller Länge.

Bischof Voderholzer am 14.04.20: „behutsames und schrittweises Öffnen der Gottesdienste“

In der Diskussion um eine Lockerung der Ausgangsbeschränkungen hat der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer auf die Bedeutung der christlichen Gottesdienste nicht nur für den Heilsauftrag der Kirche, sondern auch für den Zusammenhalt und die gesellschaftliche Orientierung in dieser Krise hingewiesen. „Wir haben bisher aus Überzeugung und in Übereinkunft mit den staatlichen Regelungen große Opfer gebracht und zuletzt an Ostern schmerzhaft auf vieles verzichtet. Jetzt braucht es mit den allgemeinen Lockerungen auch ein behutsames und schrittweises Öffnen der Gottesdienste für die Teilnahme von Gläubigen, die das Ganze bisher mit Geduld und Verständnis mitgetragen haben.“

Voderholzer verweist dabei auf die Möglichkeit, zunächst kleine Gruppen zuzulassen, vergleichbar mit der diskutierten Nutzung von Geschäften und Schulen, abhängig von der Größe des jeweiligen Kirchengebäudes und unter Wahrung strenger Hygienevorschriften wie Masken und Abstandswahrung. „Kirche lebt von der Versammlung zum Hören von Gottes Wort und zum Empfang der Sakramente. Daher ist es für die Kirche existenziell, dass sie sich wenigstens in kleinen Gruppen zum Gottesdienst versammeln kann.“
Bischof Voderholzer will dieses Anliegen mit seinen bayerischen Mitbischöfen und dem Katholischen Büro in München sowie auch mit Vertretern der evangelisch-lutherischen Landeskirche besprechen und an die zuständigen staatlichen Stellen herantragen.



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