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Das Reich Gottes ist wie Senf - Durch das Kirchenjahr

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... mit Benedikt

 

Das Reich Gottes ist wie Senf

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich habe weder gärtnerische Fähigkeiten im Allgemeinen, noch bin ich Spezialist für Senfpflanzen im Besonderen. Normalerweise stört mich das nicht. Man muss ja nicht alles wissen. An diesem Sonntag aber bringt Jesus ein Gleichnis, in dem ein Senfkorn eine große Rolle spielt. Er sagt, mit dem Reich Gottes sei es wie mit einem Senfkorn. Das Senfkorn sei das kleinste aller Samen, wachse sich aber zu einer großen Pflanze aus, die alle anderen überragt. Da ich nun kein Gärtner und schon recht kein Landwirt bin, kann ich das weder bestätigen noch dementieren - ich glaube es Jesus einfach mal.

Mich ärgert das manchmal beinahe, wenn die Bilder, in denen Jesus vor 2000 Jahren sprach, heute so unverständlich sind. In unserer Lebenswelt spielen Senfpflanzen keine Bedeutung. In anderen Gleichnissen spricht Jesus von einem Feigenbaum (bei uns gibt es keine Feigenbäume), von Sauerteig (ich backe nicht) oder von Weinbergen (ich trinke zwar Wein, bin aber kein Winzer). Also mache ich die Probe aufs Exempel. Ich besorge mir Senfkörner und esse ein paar. Geschmack? Kaum. Schärfe? Überhaupt nicht.

Das wundert mich jetzt doch. Senf kann wahnsinnig scharf sein, die Körner aber lassen sich ohne Schmerzen und heftige Verbrennungen im Hals durchaus essen. Aus einem Senfkorn kann scharfer, würziger, guter Senf werden. Vielleicht lässt sich das Gleichnis ja auch so deuten. Das Reich Gottes ist wie Senf: Aus dem unscheinbarsten Korn kann eine hervorragende Paste werden. Von alleine geht das aber nicht. Man braucht noch ein paar andere Zutaten - Essig zum Beispiel, erzählt mir das Internet - um aus den Körnern Senf zu bekommen.

Vielleicht ist es so mit dem Gottesreich. Die Grundvoraussetzungen kommen von Gott, aber einen kleinen Teil müssen wir auch beisteuern. Dann wird aus dem Senfkorn ein großer Baum und später guter Senf, der für meine Weißwürste unverzichtbar ist. Wir dürfen uns dabei, glaube ich, sicher sein, dass auch Gott seinen Teil tut. Die erste Lesung dieses Sonntags spricht davon, wie Gott seinem Volk Israel eine neue Zukunft gibt - wieder mit Bildern aus der Welt der Hobbygärtner und Förster. Gott, so das Bild, pflanzt eine Zeder. Die wächst, trägt Früchte und wird zu einem großen Baum.

Zedern wachsen eher weniger bei uns. Aber dafür andere Pflanzen. Sie alle haben eines gemeinsam: Der Same allein genügt nicht. Sie brauchen auch Pflege, brauchen Wasser und Sonne. Wer Rosen im Garten will, sollte sich auch darum kümmern. Und genauso ist das auch beim Reich Gottes. Der Samen kommt von Gott, er wacht über das Wachsen. Aber wir müssen auch was dafür tun.

Das können kleine Anfänge sein, klein wie das Senfkorn. Ein nettes Wort für jemanden, der das gerade braucht. Eine kleine Aufmerksamkeit, ein Gefallen. Irgendwann kann das zu etwas Großartigem werden. Und irgendwann ist das Reich Gottes wie Senf: Würzig, spannend - und unverzichtbar. Irgendwann ist das Reich Gottes wie ein großer Wald, der mit einem einzigen Baum begonnen hat und immer größer und größer wurde.

 

Unser Autor Benedikt Bögle schreibt ab jetzt regelmäßig in der Rubrik "Durch das Kirchenjahr" über sein Entdecken und Erfahren von Feiertagen und Sonntagsevangelien aus dem Kirchenjahr im Alltag.



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