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Durch das Kirchenjahr: Das Heil für alle Völker

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… mit Benedikt:

 

Erscheinung des Herrn – Matthäus 2,1-12

Krippen sind doch eine wunderbare Sache. Sie stellen die Geburt Jesu Christi in fein ausgearbeiteten Welten dar: Viele Details schmücken unsere Krippen. Hirten etwa sind selten einfach nur Hirten – sie sind alt und jung, schön oder vom Leben gezeichnet, bringen Gaben zum Jesuskind. Diese Krippen wollen immer die Botschaft von Weihnachten aktualisieren, ins Heute übersetzen. Natürlich wurde Jesu nicht in einem Stall geboren, der eher an ein zweistöckiges bayerisches Bauernhaus erinnert. Natürlich trugen die Hirten von Bethlehem keine bayerische Tracht. So aber stellen die Krippen das Geschehen der Heiligen Nacht dar, um zu zeigen, dass die Geburt Jesu nicht einfach nur ein singuläres Ereignis der Geschichte war, sondern immer gilt, immer aktuell ist und wird.

 

Wer waren die „Sterndeuter“?

Einen besonderen Einfallsreichtum zeigen Krippendarstellungen, wenn es um die Ankunft der heiligen drei Könige in Bethlehem geht. Eigentlich erstaunlich. Wir wissen über diese Männer kaum etwas, Matthäus schreibt ganz lapidar: Es „kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem“. Woher aus dem Osten? Das bleibt unklar. Wie viele waren es? Auch das bleibt unklar. Die Tradition hat aus den Männern drei Könige gemacht. Das hat auch einen Grund: Drei Geschenke bringen sie an die Krippe – Gold, Weihrauch und Myrrhe. Aus drei Gaben wurden drei Geber. Die Szenerie erinnert an eine Stelle beim Propheten Jesaja, in Kapitel 60. Dort wird geschildert, wie eines Tages am Ende der Zeiten alle Nationen zum Zionsberg nach Jerusalem kommen werden. Gold und Weihrauch bringen sie mit. Aus den Nationen wurden Könige. Die Tradition macht daraus Vertreter der drei Kontinente Afrika, Asien und Europa. Ihrem Herkunftsort entsprechend kommen die Könige mit Pferd, Elefant und Kamel.

 

Entscheidendes Detail: „Aus dem Osten“

Erstaunlich, wie viel Details die Tradition um das einfache Wort „Sterndeuter“ im Evangelium gemacht hat. Man kann sich ja sogar noch streiten, ob das griechische „magoi“ mit Sterndeutern überhaupt richtig übersetzt werden kann. Ein Detail aber ist das entscheidende am Fest der „Erscheinung des Herrn“: Da kommen Menschen aus dem Osten zu Jesus. Aus dem „Osten“ meint, dass es sich mit Sicherheit nicht um Juden handelt, nicht um Angehörige des Volkes Israel. Jesus Christus ist das Heil für alle Völker, für alle Menschen.

 

Jesus gehört zum Volk Israel

Matthäus verbindet so zwei Linien in seinem Evangelium. In den ersten Kapiteln macht er unmissverständlich klar, dass Jesus Jude ist. Er beginnt mit dem Stammbaum Jesu, der weniger historische Genauigkeit beanspruchen als vielmehr zeigen möchte, dass Jesus in diese lange und wechselhafte Geschichte Israels untrennbar hineingeboren wurde. In der Kindheitsgeschichte des Evangelisten Matthäus wird zudem sehr viel geträumt: Josef bekommt im Traum bestätigt, dass Jesus der Sohn Gottes ist; später erfährt er, dass er mit seiner Familie nach Ägypten fliehen soll und weiß auch durch einen Traum, wann er zurückkommen kann. Auch die Sterndeuter erfahren im Traum, dass dem König Herodes nicht zu trauen ist. Dieses Motiv stammt eindeutig aus dem Alten Testament, der bekannteste Träumer ist auch dort ein Josef.

 

Jesus: Heil für alle Völker

Jesus ist Jude. Und zugleich bricht Matthäus diese Dimension auf für alle Völker. Im Stammbuch werden lauter Männer genannt, vier Frauen finden namentliche Erwähnung. Lange hat man gerätselt, wieso gerade diese vier im Stammbaum vorkommen. Heute ist man sich fast sicher: Es handelt sich um vier Frauen, die eigentlich keine Jüdinnen, sondern Heiden waren. Schon der Stammbaum Jesu, die Geschichte Israels, enthält das Potential, sich zu allen anderen Völkern hin zu öffnen. Das zeigen auch die Sterndeuter aus dem Osten. Nichtjuden kommen zum Herrn, sie huldigen ihm, beten ihn an und erkennen ihn damit an als Sohn Gottes und den Retter der Welt.

Deswegen heißt das Hochfest auch „Epiphanie“, „Erscheinung des Herrn“: Jesus erscheint allen Völkern als der Herr. Vielleicht erzählt Matthäus auch deswegen so wenig über die Sterndeuter aus dem Osten: Weil sie eigentlich nur Platzhalter sind. Es spielt keine Rolle, woher sie kommen. Es spielt keine Rolle, ob sie Bettler oder Könige sind. Sie sind Heiden – und auch für sie ist Gottes Wort Mensch geworden.



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