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Durch das Kirchenjahr: Durch dein heiliges Kreuz

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Einer alten Tradition folgend, hören wir schon im Gottesdienst am Palmsonntag den Bericht über die Passion Jesu. Diese Texte sind die Kernstücke der Evangelien, von denen her die Geschichte über Jesus von Nazareth ihren Ausgang nimmt. Durch sein Leiden und Sterben teilt Jesus das Schicksal aller Menschen. In seinem Leiden finden sich die Spuren aller Menschen, die leiden müssen.

Verraten

Einer der Zwölf sollte es sein, der ihn verriet. Ausgerechnet. Judas, der Anhänger wird zum Verräter des Herrn. Über die Motive können wir nur spekulieren. Sollte es wirklich der in Aussicht gestellte Lohn gewesen sein, der Judas überzeugte? Oder wollte er nur die entscheidende Stunde herbeiführen, in der Jesus endlich vor allen Augen zeigen würde, dass er der Messias ist? So oder so – Judas hat nicht begriffen, was die Sendung Jesu ist. Er hat ihn verkauft und dem Tod ausgeliefert. Der Freund wird zum Feind. Und doch betet Christus noch am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Verleugnet

„Ich kenne ihn nicht“. Dieser einfache Satz, dreimal hintereinander gesagt, wie ein Messerstoß ins Herz. Petrus spricht, der „Fels“, auf den Jesus seine Kirche gebaut hat. Das Fundament scheint zu fallen. Der letzte Verbündete scheint sich aus dem Staub zu machen, aus Angst, selbst schief angeschaut zu werden. Alle Loyalitätsbekundungen sind vergessen in dieser Nacht. Während der Herr verhört wird, verleugnet der Freund; er vergisst die Jahre mit seinem Meister, die vielen Gespräche, die deutlichen Wunderzeichen. So schnell vergessen, verdrängt durch die Angst.

Verspottet

„Du bist doch ein Prophet, sag uns: Wer hat dich geschlagen?“, sagen die Soldaten Jesus ins Gesicht. Die Mächtigen fühlen sich stark, während sie einen gefesselten Mann mit verbundenen Augen malträtieren. Was bricht sich hier Bahn? Welcher Frust und welche Enttäuschung spiegeln sich in der nackten Gewalt und den derben Späßen? Was hat Jesus ihnen getan? Wie oft leiden die Schwächsten und Unschuldigsten unter den Gebaren der scheinbar Mächtigen?

Verkannt

Jeus, Sohn des lebendigen Gottes – Glaube der Kirche, von Pilatus nicht erkannt, von der Menschenmenge verschrien. Einen letzten Versuch unternimmt Pilatus, das Leben Jesu doch noch zu retten. Er stellt das Volk vor die Wahl: Einer soll freikommen, entweder Jesus oder der gefürchtete Schwerverbrecher Barabbas. Er denkt, dass die Antwort klar ausfallen wird. Natürlich soll Jesus leben, nicht der Mörder Barabbas. Aber Pilatus denkt falsch. „Barabbas“ ist ein klingender Name. Übersetzt heißt das „Sohn des Vaters“, genau das, was wir von Jesus bekennen: Sohn des göttlichen Vaters. Er saß wegen eines „Aufruhrs“ im Gefängnis, die Chancen stehen gut, dass er einer der vielen vermeintlichen Heilsgestalten war, die das Volk Israel aus der römischen Knechtschaft führen wollten. Er ist das Gegenbild Jesu, als „Sohn des Vaters“, als „Messias“, der durch Gewalt das Ziel erreichen will. Jesus indes steht daneben, schweigend, verkannt.

Verurteilt

Der nicht hatte urteilen wollen, wird verurteilt. Ob Jesus wohl an die Ehebrecherin dachte, der er begegnet war und zu der er gesagt hatte: „Auch ich verurteile dich nicht.“ Das ist der Lohn der Welt: Da steht er, geschlagen, verwundet, blutend und muss das ungerechte Urteil ertragen, das ihn zum Tod verurteilt. Die Ungerechtigkeit ist kaum zu ertragen. Das Urteil ist falsch, will man schreien. Jesus wird zum Opfer politischer Ängste. Nur: Ein Todesurteil kann, einmal vollzogen, nicht mehr revidiert werden. Gerechtigkeit kann diesem Jesus nicht mehr wiederfahren – und auch heute sitzen unzählige Menschen in ihren Todestrakten, den sicheren Tod vor sich, kaschiert noch durch die Lüge der Legalität.

Verlassen

Am Ende allein, verlassen von allen. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, schreit der Herr am Kreuz. Ja, warum? Warum verlässt Gott jeden Tag so viele Menschen – die Einsamen, die Leidenden, die Durstigen, die Sterbenden. Wo ist ihr Gott, wo verbirgt er sich? Die Antwort ist nicht einfach – aber ein Hinweis hängt dort am Kreuz, einsam und leidend, durstig und sterbend.



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