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Durch das Kirchenjahr: Ein Vorgeschmack

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… mit Benedikt:

 

Zweiter Fastensonntag – Lukas 9,28b-36

Um ganz ehrlich zu sein: Ich fand die Verklärung Christi immer etwas seltsam und konnte nur wenig damit anfangen. So viele Fragen drängen sich bei diesem Text auf, dass man kaum mehr weiß, welche positiven Antworten er eigentlich bietet. Jesus geht mit drei seiner Jünger – Petrus, Johannes und Jakobus – auf einen Berg. Wieso nur drei von ihnen und weshalb gerade diese drei? Oben angekommen verändert sich sein Aussehen, sein Gewand strahlt plötzlich. Und da erscheinen Mose und Elija. Wieso aus der ganzen Heilsgeschichte Gottes gerade diese beiden Männer? Sie unterhalten sich mit Jesus über ein sehr seltsames Thema, sein „Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte.“ Die Jünger, zwischenzeitlich eingenickt, erwachen und Petrus kommt auf die glorreiche Idee, man könne den drei Männern doch eine Hütte bauen. Eine Hütte!

Der Text aber hat es wirklich in sich. Denn er nimmt das Ende der Fastenzeit, Ostern, indirekt vorweg. Als am dritten Tag nach dem Tod Jesu Frauen an sein Grab kommen, sehen sie zwei Männer in leuchtenden Gewändern. Das leuchtende Gewand finden wir in der Verklärung wieder. Die beiden Männer in Mose und Elija eigentlich auch. Jesus spricht mit diesen beiden Männern über das „Ende“. Hier steht ein besonderes griechisches Wort: „exodos“. Das kann übertragen zwar schon „Tod“ oder in diesem Sinne auch „Ende“ heißen, aber auch ganz einfach „Exodus“ und damit den Auszug Israels aus Ägypten meinen.

Genau dieses Fest begegnet in den letzten Lebenstagen Jesu. Der Herr stirbt am Pesachfest, an dem das Volk Israel den Auszug aus Ägypten feiert. Dann machen auch die beiden Besucher Jesu mehr Sinn: Mose als der Anführer Israels beim Auszug aus Ägypten, Elija als der Prophet, dessen Wiederkommen Israel an einem Pesachfest erwartet. Angesichts dieses Settings erscheint es mir dann doch recht normal, dass Petrus mit Ratlosigkeit reagiert und den etwas seltsamen Vorschlag unterbreitet, man könne doch drei Hütten bauen.

Vielleicht will er einfach diesen Augenblick festhalten. Vielleicht will Petrus diesen verklärten Jesus festhalten – den auferstandenen Jesus, der nicht mehr leiden muss, sondern schon verherrlicht ist. Das aber wird nicht passieren. Der Ausflug auf den Berg Tabor geht zu Ende und Jesus seinem „Exodos“ entgegen. Die ganze Fastenzeit ist geprägt von diesem Weg Jesu nach Jerusalem. Er weiß, was ihm dort blühen wird, unterhält er sich doch freimütig mit Mose und Elija über dieses Ende. Aber er geht dem Ende bereitwillig entgegen. Aus Liebe. In Jerusalem wird wirklich das Ende passieren. Jesus stirbt am Kreuz, misshandelt und geschlagen, verspottet und gefoltert. Der Sohn Gottes scheint versagt zu haben. Aber da ist noch mehr, da kommt noch etwas. Die Verklärung auf dem Berg Tabor ist nur ein Vorgeschmack.



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