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Durch das Kirchenjahr: Licht des Herrn

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… mit Benedikt:

Erster Adventssonntag A – Jesaja 2,1-5

Eigentlich sind wir ja moderne Menschen geworden. Der technische Fortschritt der vergangenen Jahre und Jahrzehnte hat das Leben der Menschheit von Grund auf revolutioniert. Wir brauchen etwa keine Sorgen mehr vor der Dunkelheit zu haben: Durch die ständige Verfügbarkeit von Strom können wir auch die dunkelste Nacht hell machen. Und doch sehnen wir Menschen uns weiterhin nach dem Schein von Kerzen. Nötig wäre das ja nicht mehr. Kerzen verbreiten nur einen kleinen Schein – was ist das schon gegen helle Deckenlampen oder Neon-Röhren? Und doch spüren wir es gerade im Advent: Wir haben offensichtlich ein Bedürfnis nach den kleinen Kerzen des Adventskranzes, die im Dunkeln ihr Licht verbreiten.

Ich glaube, das ist mehr als Nostalgie, mehr als eine Rückkehr in vermeintlich so romantische Zeiten. Wir Menschen sehnen uns nach dem Licht. Wörtlich, aber auch übertragen. Wer im Dunkeln lebt, strebt nach Licht. Davon berichtet an diesem ersten Adventssonntag auch die erste Lesung: Der Prophet Jesaja spricht zur Bevölkerung Jerusalems. Die Stadt liegt am Boden. Fremde herrschen über das Land, das Volk Israel hat sich vom wahren Gottesdienst abgewandt, die Sünde hat sich breit gemacht. Der Prophet sagt gar: „Ach, wie ist zur Hure geworden die treue Stadt.“ (1,21).

Dieser alles anderen als rosigen Bestandsaufnahme hält der Prophet eine Zukunftsvision entgegen, die eine ganz andere Sprache spricht. Der Berg des Herrn – die heilige Stadt Jerusalem – soll zu einem Ort werden, zu dem alle Nationen der Welt ziehen, um dort Gott zu verehren und seine Gebote zu empfangen: „Viele Völker gehen und sagen: Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs. Er unterweise uns in seinen Wegen, auf seinen Pfaden wollen wir gehen.“ (2,3) Ein klein wenig werden so bereits am Ersten Advent die Weisen aus dem Morgenland eingespielt: Am Hochfest der Erscheinung des Herrn werden wir wiederum aus dem Buch Jesaja hören, dass Nationen zum Licht Gottes wandern, Könige sich auf den Weg zum Glanz des Herrn machen werden (Jesaja 60,1-6).

Das Licht der Stadt Jerusalem ist die Thora, die Weisung Gottes. Auf diese Weisung, auf die Gebote Gottes, schärft der Prophet Jesaja ein. Er zeigt der am Boden liegenden Stadt eine Kur auf: Eine Rückbesinnung auf das Wort Gottes – ein Wort, das so stark ist, alle Nationen der Erde anzuziehen. Die Zukunftsvision des Propheten gipfelt in einer Friedensepoche, in der es keine Waffen mehr geben wird: „Dann werden sie Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht mehr das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg.“ (2,4)

Der Prophet endet mit einer Aufforderung an seine Landsleute: „Haus Jakob, auf, wir wollen gehen im Licht des HERRN.“ (2,5) Diese Aufforderung steht nicht umsonst zu Beginn des Advents. Früher wurde die Vorbereitungszeit auf Weihnachten als Fastenzeit begangen, als eine Zeit der Besinnung auf das Wesentliche. Dieser Begriff wird heute beinahe inflationär für alles gebraucht, was vermeintlich „besinnlich“ ist. Aber nicht die schönen Kerzen am Christbaum, nicht die schönen Figuren in der Krippe, nicht der liebliche Duft der Tannenzweige bringen den Menschen zur Besinnung. Es ist das Wort Gottes.

Wir Menschen sehnen uns nach dem Licht in der Nacht. Wir bedürfen nicht nur der Kerzen in der Dunkelheit, wir brauchen auch das Licht Gottes im Finstern unseres Lebens, inmitten aller Schuld und Sünde, die wir auf unsere Schultern laden. Die Aufforderung des Propheten ist damit auch an uns gerichtete. „Auf, wir wollen gehen im Licht des HERRN.“



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