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Durch das Kirchenjahr: Sprachbegabt

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… mit Benedikt:

 

Pfingsten – Apostelgeschichte 2,1-11

Wer viele Fremdsprachen beherrscht, kann sich glücklich schätzen. Verschiedene Sprachen bilden eigentlich eine Barriere, verhindern die Verständigung der Völker nicht selten, unterscheiden in „wir“ und „die“, in Einheimische und Fremde. Wer fremde Sprachen spricht, kann diese trennende Mauer überwinden und andere verstehen. Von dieser einfachen Tatsache erzählt die erste Lesung des Pfingsttages: Die Jünger sind in Jerusalem versammelt, und plötzlich werden sie vom Heiligen Geist erfüllt. Sie „begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“

 

Die Jünger werden von einer großen Menschenmenge verstanden, und das, obwohl die Versammlung aus ganz verschiedenen Nationalitäten besteht. Jeder kann die Jünger Jesu in seiner eigenen Sprache verstehen; in Sprachen, die die einfachen Leute aus Galiläa wohl kaum beherrscht haben konnten. Und doch: Die Sprachbegabung scheint sich auf sie gesenkt zu haben. Mit der Gabe des Heiligen Geistes konnten sie plötzlich in fremden Sprachen reden.

Durch dieses Sprachwunder entsteht Verständigung, gleichzeitig ist das Pfingstereignis der Auftakt zu einer riesigen Missionsbewegung. Ab diesem Augenblick beginnen die Jüngerinnen und Jünger, das Evangelium Jesu überall auf der Welt zu verkünden. Bis nach Indien soll es der Apostel Thomas geschafft haben. Paulus jedenfalls gründete Gemeinden im griechischsprachigen Raum, auch in Rom gab es schnell erste Christen. Die Botschaft von Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, verbreitete sich rasch im Mittelmeerraum. Diese Botschaft schafft es, Grenzen zu überwinden – kulturelle Grenzen wie Sprachbarrieren.

Die ersten Missionare bemühten sich, ihr Evangelium so zu verkünden, dass die Menschen es auch verstehen konnten. Sie suchten nach Anknüpfungspunkten in den Kulturen, an denen sie ihre Botschaft verständlich darstellen konnten. Das Evangelium konnte sich als eine verbindende Kraft erweisen, die zusammenführte und nicht trennte. Vor diesem hohen Anspruch steht die Kirche auch heute, stand die Kirche zu allen Zeiten. Die frohe Botschaft darf nicht im stillen Kämmerchen verstummen – sie muss zu den Menschen gebracht werden, ganz besonders an die Ränder; zu denen, an die niemand mehr denkt.

Das Evangelium darf keine trennende Kraft entwickeln. Das Evangelium integriert. Keine gesellschaftliche Gruppe darf so einfach ausgeschlossen werden, jeder Mensch ist Adressat der christlichen Botschaft. Das ist kein Plädoyer für gewaltsame Mission: Die Verkündigung des Evangeliums darf nie auch nur in Ansätzen Gewalt ausüben. Tut sie es doch, pervertiert sie die Botschaft ihres Herrn. Diese Botschaft Jesu kennt keine Grenzen. Schon die frühen christlichen Gemeinden zeigten, dass die großen gesellschaftlichen Unterscheidungen bei ihnen keine Rolle mehr spielten. Herkunft, Stand, Kultur oder Sprache – das verblasst angesichts der großen Gemeinsamkeit: Die Zugehörigkeit zu Jesus, dem Christus. Der Pfingsttag unterstreicht diese Herausforderung. Als Christen sind wir berufen, auf der Grundlage des Evangeliums am „Reich Gottes“ mitzuwirken. In diesem göttlichen Reich aber hat jeder einen Platz. Barrieren gibt es keine mehr.



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