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Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner segnet Clearingstelle der Katholischen Jugendfürsorge

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(kjf) Der Vorsitzende der Jugendfürsorge im Bistum Regenburg, Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner, hat am Donnerstag, 5. Februar, die neue Abteilung im Kinderzentrum St. Vincent gesegnet. Diese neue Form der stationären Jugendhilfe gibt es nur zweimal in Bayern, in Regensburg und Würzburg. Seit November 2003 leben dort fünf junge Menschen im Alter von 13 und 14 Jahren, die sich in einer akuten Krise befinden und teilweise kriminell auffällig geworden sind. Zusammen mit Prälat Gegenfurtner zollten Staatssekretär Jürgen W. Heike, Prälat Dr. Josef Schweiger und viele andere Ehrengäste dieser neuen Form der Jugendhilfe gestern ihre Anerkennung.

„Wenn das Leben eines Kindes so schwer in Schieflage geraten ist, dürfen wir weniger auf sein vermeintliches ‚Sündenregister’ als vielmehr auf sein Umfeld schauen, das es so hat werden lassen. Es ist unsere menschliche und christliche Pflicht, diesen jungen Menschen einen Weg zurück in die Gemeinschaft zu bahnen“, stellte Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner klar. Bei der Segnung erinnerte er an die Bibelstelle, in der die Angst der Jünger beschrieben wird, als sie mit dem Boot in einen Sturm kommen. „Jesus reagierte auf ihre Angst nicht mit Schuldzuweisungen, sondern fragte sie: Warum vertraut ihr mir nicht? Genau dieses Vertrauen brauchen die Jugendlichen in Einrichtungen wie der Clearingstelle. Dann spüren die jungen Menschen: Der nimmt mich ernst.“ Deshalb engagiere sich hier die Kirche, weil die Mitarbeiter den jungen Menschen in diesem christlichen Geist begegnen. „Sie machen keine Schuldzuweisungen, sondern schenken ihnen Vertrauen.“ Prälat Gegenfurtner segnete die Kreuze und die Räume der neuen Clearingstelle und wünschte Kindern wie Mitarbeitern Kraft im Glauben, auch im Glauben an das Gute im Menschen.

„Die Kinder, die hier untergebracht sind, stecken in einer akuten Krise“, betonte Walter Krug, Leiter des Kinderzentrums St. Vincent. „Wir versuchen, diese Krise erst einmal zu entschärfen und gemeinsam zu meistern.“ Pfarrer Helmut Heiserer, Direktor des Kinderzentrums St. Vincent, dankte dem Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, das diese neue Form der stationären Jugendhilfe ausdrücklich wünscht. „Hier können wir mit den Kindern intensiv therapeutisch arbeiten. Uns stehen hoch qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung, wir haben eine hohe Personaldichte und im Kinderzentrum St. Vincent Erfahrung im Umgang mit jungen Menschen, die schon viel durchgemacht haben.“

Der Ansatz, Kinder, die sich bereits in jungen Jahren gesetzeswidrig verhalten, für eine bestimmte Zeit in einer geschlossenen Einrichtung unterzubringen, ist nicht unumstritten. „Auslöser war die besorgniserregende Zunahme der Kinder- und Jugendkriminalität seit Mitte der 90er Jahre. Laut polizeilicher Kriminalstatistik 2002 ist in den letzten zehn Jahren die Gewaltkriminalität bei Kindern und Jugendlichen um 25,2 Prozent angestiegen“, erläuterte Staatssekretär Jürgen W. Heike. Wenn man allen Kindern und Jugendlichen gute Startchancen geben wolle, dürfe man nicht die Augen vor den Kindern verschließen, deren Zukunft auf dem Spiel stehe. Freiwillige Dienstleistungen reichten hier nicht mehr aus. Das staatliche Wächteramt bzw. der Schutzauftrag der Jugendämter müsse wieder stärker betont werden.

Prälat Dr. Josef Schweiger, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge, wies auf die große Anerkennung, aber auch Herausforderung hin, die das Staatsministerium mit seiner Auftragsvergabe an die Katholische Jugendfürsorge zum Ausdruck gebracht habe. „Mit dem Kinderzentrum St. Vincent wurde eine Heimat für die Clearingstelle gewählt, die dank der jahrelangen Erfahrung auch mit schwierigen Kindern dieser Aufgabe gewachsen ist. Die ersten drei Monate verliefen vielversprechend und ich wünsche insbesondere den Kindern von Herzen, dass für sie hier ein neues Leben beginnen darf.“

"Bloß, weil jemand Müll baut, ist er doch noch kein schlechter Mensch. Jeder hat eine gute Seite“, sagt Dirk, einer der Jugendlichen, die derzeit in der Clearingstelle einen neuen Anfang versuchen. Jeder ‚Müll‘ deckt fast immer ein trauriges Schicksal zu – das eines abgeschobenen, vernachlässigten, geschlagenen, misshandelten Kindes. „Kinder bedrohen nicht wahl- und grundlos irgendwelche Leute. Sie sind aufgrund schwieriger Lebensumstände schwierig geworden und sehnen sich wie alle Menschen nach Liebe und Anerkennung“, weiß Xaver Waitzhofer. Er ist der Leiter der Clearingstelle Regensburg und hat jahrelange Erfahrung im Umgang mit gestrauchelten Jugendlichen. Mit dem Verstehen gehe die Zuneigung einher, ohne die diese Arbeit nicht gelinge: „Mir und meinen Kollegen macht die Arbeit Spaß. Wir mögen die Kinder; das tut ihnen gut und uns auch. Kinder merken schnell, ob man sie mag oder nicht – das ist ganz wichtig. Wenn du sie nicht magst, kannst du nicht mit ihnen arbeiten, nicht wirklich gut.“ Genügend qualifiziertes Personal sei eine weitere wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit, so der Diplom-Pädagoge. Nicht selten begleite einen die Angst vor Übergriffen. Mit einer hohen Personaldichte und regelmäßiger Supervision finde man dagegen in der Clearingstelle wirklich gute Bedingungen vor.



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