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Mediziner über Corona

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Dr. Ilka Haiberger spricht über Arztsein in Corona-Zeiten: Wichtig ist es, sich im Hier und Jetzt auf Jesus zu konzentrieren

Dr. Ilka Haiberger aus Regensburg ist Assistenzärztin in der Kardiologie am Universitätsklinikum Regensburg. Die Medizinerin ist Mitglied des „Regnum Christi“, einer Gemeinschaft von Laien, die Gläubige ausbilden, die an der Evangelisierung mitwirken wollen. Mit Dr. Veit Neumann spricht sie über den Einfluss der Corona-Krise auf ihre Arbeit.

 

Liebe Frau Dr. Haiberger, liebe Ilka, inwiefern hast Du bei Deiner Arbeit mit dem Coronavirus zu tun? Wir sind im Glauben verbunden und kennen uns, deshalb verwende ich das Du.

Bei uns in der Arbeit ist das Corona-Virus schon ein paar Mal aufgetaucht. Patienten wurden als positiv getestet. Im Uni-Klinikum gibt es eine eigene Corona-Station, die als Quarantäne-Station für Corona-Erkrankte freigeräumt wurde. Erkrankte Mitarbeiter sind auch zu Hause geblieben. Die Arbeit hat sich auf den Rest verteilt, was teilweise etwas schwierig zu stemmen war.

 

Wie stark sind wir derzeit vom Coronavirus bedroht?

Direkt bedroht: das ist schwierig zu sagen, weil wir vieles noch nicht wissen. Auch sorgt das Virus immer wieder für Überraschungen. Zuerst hieß es, dass nur alte und vorerkrankte Menschen betroffen sind. Es gibt aber auch Fälle von jungen Leuten, die nicht so erkrankt waren, die es böse erwischt hat. Ich wage nicht zu sagen, dass es ungefährlich ist, will aber auch keine unnötige Panik schüren. Es ist nicht das Ende der Welt.

 

Wie hilft Dir Dein katholischer Glaube bei der Arbeit?

Als das Ganze mit Corona angefangen hat, jeder nur noch darüber gesprochen hat und bei uns im Krankenhaus Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden, war unterschwellig eine Panik zu spüren. Ich habe mir ein Schriftwort vor Augen gehalten. Jesus sagte, wir sollen uns nicht erschrecken, es wird Seuchen, Hungersnöte und Erdbeben und alles mögliche geben. Das soll uns nicht beunruhigen. Ich habe klar überlegt: Was verändert sich dadurch jetzt an meinem Leben? Im Prinzip ändert sich überhaupt nichts. Schon vorher habe ich versucht, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen und möglichst nach dem Willen Gottes zu suchen. Und das ist jetzt genau das Gleiche geworden.

 

Du bist Mitglied beim Regnum Christi. Was heißt das?

Ich gehöre zu einer großen Gemeinschaft an Männern und Frauen, Jungen und Alten, die sich im Glauben verbunden wissen und die gemeinsam versuchen, den Glauben zu leben und auch weiterzugeben.

 

Wie gehst Du mit schwierigen Entscheidungen, auch mit ärztlichen um?

Schwierige Entscheidungen? Das ist eine schwierige Frage. Eine schwierige Entscheidung ist es zum Beispiel, einem schwerkranken Patienten die verschiedenen Optionen aufzuzeigen: ob man eine Therapie macht, welche Therapie, mit welchen Nachteilen und Aussichten; dass man die verschiedenen Optionen klar benennt und dann versucht, zu sehen, wo der meiste Konsens ist. Ich gebe etwas vor und der Patient sagt z.B., das will er oder das überhaupt nicht. Ich muss auch an einen Fall denken, bei dem der Patient mit Blick auf das Besuchsverbot wegen Corona unbedingt nach Hause entlassen werden wollte. Er hatte viele Erkrankungen in der Vergangenheit, nun aber hatte er einen Infekt. Die Antibiose sollte weiterhin im Krankenhaus gegeben werden. Da stehe ich zwischen den Interessen: zwischen dem medizinisch Sinnvollen, dem verstehbaren Wunsch des Patienten und der Anforderung, als Arzt das Richtige zu tun. Das ist sehr schwierig.

 

Du strebst also eine kommunikative Lösung an.

Das kann man so sagen. Einerseits muss die Vernunft dazu ja sagen, aber das Menschliche muss trotzdem im Blick sein. Deshalb bin ich Arzt geworden: um dem Menschen menschlich zu begegnen und helfen zu können. Da will man nicht unfreundlich sein. Man darf aber auch keine schlimmen Folgen riskieren.

 

Die Zukunft scheint ungewiss. Wie sollen wir damit umgehen?

Ganz wichtig ist es, im Hier und Jetzt, in der Gegenwart zu leben und sich nicht so sehr auf das zu konzentrieren, was vielleicht irgendwann einmal kommen könnte. Also: hier und jetzt und sich auf Jesus konzentrieren, dann ist es nicht wesentlich, wie wir uns die Zukunft vorstellen; dann bin ich unabhängig von irgendwelchen Zukunftsvorstellungen.

Damit sind wir am Ende unseres Gesprächs angekommen, für das ich Dir sehr herzlich danke. Für die weitere Arbeit wünsche ich alles Gute.

Dr. Michael Pawlik: Ohne den Glauben geht es nicht

Privatdozent Dr. Michael Pawlik ist Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Anästhesie, Intensiv-, Notfall- und Palliativmedizin und Schmerztherapie des Caritas-Krankenhauses St. Josef Regensburg. Für die absehbarerweise sich weiter ausbreitende Corona-Pandemie, die in den kommenden Wochen auf uns zukommen wird, hat Dr. Pawlik mit seinen Mitarbeitern die Klinik in den vergangenen Wochen zugerüstet. Direktor Dr. Pawlik ist Mitglied in der Komturei St. Wolfgang Regensburg im Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Vater dreier Kinder und spricht im Interview mit Dr. Veit Neumann über Bedrohungen, Szenarien – und den katholischen Glauben.

 

Herr Direktor Dr. Pawlik, wie stark sind wir derzeit vom Coronavirus bedroht?

Ich sehe die Situation schon so: Wir sind sehr bedroht. Es ist eine Pandemie ungeahnten Ausmaßes.

Inwiefern haben Sie bei Ihrer Arbeit mit dem Coronavirus zu tun?

Stationen werden geräumt, Equipment wird besorgt, Personal wird gedoppelt, Prozesse werden besprochen. Seit fast sechs Wochen befinden wir uns im Ausnahmezustand. Wir haben bereits an dem Virus erkrankte Personen bei uns.

Wie hilft Ihnen derzeit der katholische Glaube bei Ihrer Arbeit?

Für mich wäre mein Beruf als Arzt ohne den katholischen Glauben gar nicht denkbar.

Wie gehen Sie mit schwierigen Entscheidungen um?

Wir müssen oft schnelle Entscheidungen treffen. Je länger man in der Medizin ist, desto mehr kann man auf Entscheidungsmuster zurückgreifen. Allermeist treffen wir Entscheidungen im Team. Das ist sehr wichtig.

Die Zukunft ist ungewiss. Wie gehen Sie damit um? Wie sollen wir damit umgehen?

Mich erinnert die Situation jetzt ganz stark an den 11. September 2001. Das könnte ein echter Wendepunkt in unserer Geschichte sein.

Danke für Ihre Antworten!



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