News Bild „Was lebenswert ist, bestimmt allein Gott“ – Hirtenbrief zur Fastenzeit

„Was lebenswert ist, bestimmt allein Gott“ – Hirtenbrief zur Fastenzeit

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(pdr) Zu einer kinderfreundlicheren Gesellschaft hat Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller in seinem Hirtenwort zur österlichen Bußzeit aufgerufen. Es wird am ersten Fastensonntag, 29. Februar, in den Gottesdiensten verlesen. „Wir heißen Kinder Gottes und sind es“, dieses Wort aus dem Johannesevangelium hat der Bischof seinem Hirtenwort vorangestellt. Eine deutliche Absage erteilt er darin dem so genannten therapeutischen Klonen: „Absolut unerträglich ist die Vorstellung, dass man Kinder nur mit der Absicht zeugt im Mutterleib oder im Reagenzglas, damit man sie zu Forschungszwecken oder als Organlieferanten verwerten kann.“

„Weil für uns Christen immer die Würde der Person im Mittelpunkt steht, dürfen wir die Allerjüngsten unter uns, nämlich die ganz kleinen und die heranwachsenden Kinder, niemals unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit für die Älteren betrachten“, so Bischof Gerhard Ludwig. Zu allen Zeiten und in allen Kulturen der Welt gelte Kinderreichtum als Segen und als Hoffnung auf eine gesicherte Zukunft. „Dies soll aber nicht vordergründig geschehen mit dem Hinweis, dass wir die Kinder als spätere Rentenzahler und Pflegekräfte für die heutige Erwachsenengeneration brauchen und gebrauchen.“ Leider würden Familien mit drei, vier und mehr Kinder immer noch mit hämischen Bemerkungen oder durch eine familienfeindliche Gesetzgebung ausgegrenzt. Dabei müssten „wie selbstverständlich kinderreiche Familien unsere Städte und Dörfer mit Leben erfüllen. Erst dann wird die Stimme der Familie auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändern können“.

Mehr Zuwendung für Kinder
Scharf verurteilt Bischof Gerhard Ludwig unterlassene Fürsorge an Kindern und betont die schwere Sünde, die Kindesmissbrauch bedeute. Ein jeder müsse sich fragen lassen, was er für die ihm anvertrauten Kinder getan habe. Bei seiner letzten Brasilienreise habe er mit eigenen Augen sehen können, wie man verlassenen und vernachlässigten Kindern und Jugendlichen helfen könne. „Dort, wo sich Menschen ihrer väterlich und mütterlich annehmen, sinken drastisch die Probleme mit Drogen, Alkohol, von Kinderschwangerschaften und totaler körperlicher und seelischer Verwahrlosung.“ Solche Fälle von geistiger und seelischer Unterentwicklung von Kindern wegen fehlender Zuwendung gäbe es jedoch leider auch bei uns.

Das Wichtigste, was wir den neuen Erdenbürgern schenken und mitgeben könnten, sei der „Respekt vor ihrer persönlichen Würde. Nicht wir entscheiden, ob und welchen Sinn der Mensch hat. Was lebenswert ist, bestimmt allein Gott“, heißt es in dem Hirtenwort. Durch ihre selbstlose und nicht berechnende Zuwendung dürften die Eltern, Verwandten und Freunde, aber auch die Lehrerinnen und Lehrer, die Priester und die religiös aktiven Mitglieder der Pfarrgemeinden und Jugendverbände den Kindern etwas von der Liebe vermitteln, die Christus uns ohne jeden Vorbehalt geschenkt habe. „Im Leuchten der Kinderaugen, die bei uns in Glück und Zufriedenheit aufwachsen, leuchtet uns die Herrlichkeit Gottes auf.“

Kinder als Freude und Verpflichtung
Der respektvolle Umgang mit Kindern sei Voraussetzung für eine friedliche Welt, in der jeder Mensch als ein Geschöpf Gottes erkannt wird. „Kinder sind unsere Freude und unsere Zukunft. Sie sind aber auch Auftrag und Verpflichtung. Widmen wir den Kindern genügend Aufmerksamkeit? Geben wir ihnen das Gefühl, in Liebe angenommen zu sein? Bemühen wir uns, sie immer richtig zu verstehen? Wir müssen uns immer bewusst sein, dass die Kleinsten und Hilflosesten unserer Gesellschaft den größten Gefahren ausgesetzt sind“, so ruft Bischof Gerhard Ludwig zur Umkehr auf, damit Kinder ihren Platz wieder in der Mitte der Kirche und der Gesellschaft finden. Christen könnten hierbei mit gutem Beispiel voraus gehen. „Wir sollen als Christen nicht dem Pessimismus anderer hinterher rennen, sondern vielmehr wie bei einer Olympiade der Sinnangebote die Fackel der Hoffnung vorantragen.“

Der Wortlaut des Hirtenbriefs ist kann im Internet unter www.bistum-regensburg.de/bischof abgerufen werden.



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