News Bild Wissenschaftlerin des Center for Jewish Art Jerusalem forscht im Domschatz

Wissenschaftlerin des Center for Jewish Art Jerusalem forscht im Domschatz

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(pdr) Michal Sternthal, Wissenschaftlerin des Center for Jewish Art der Hebrew University of Jerusalem, hält sich seit Freitag zu Forschungszwecken in Regensburg auf. Die angesehene Leiterin der Abteilung Illustrierte Handschriften im Center for Jewish Art arbeitet über einem Pentateuch-Manuskript, das nachweislich dem Regensburger Bankier Gad ben Peter Halevy gehörte. Der Bankier war Parnass, der Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Regensburg. Frau Sternthal, Kunstgeschichtlerin, bereist Deutschland, um die künstlerische Gestaltung des Pentateuchs mit weiteren Kunstwerken aus der damaligen Zeit zu vergleichen. Die Vergleichswerke entstammen anderen religiösen und sozialen Zusammenhängen. Dr. Hermann Reidel, Leiter der Diözesanmuseen in Regensburg, begrüßte die Forscherin und unterstützte sie bei ihren Untersuchungen. Frau Sternthal wird noch bis Sonntag mit ihrem Mann in Regensburg verweilen.

Halevy lebte von der Wende des 13. zum 14. Jahrhundert in Regensburg, wo sich im Mittelalter eine der ersten jüdischen Gemeinden im damaligen deutschsprachigen Raum entwickelte. Der „Pentateuch von Regensburg“, eine Art Lektionar biblischer Texte für liturgische Zwecke, umfasst 300 Manuskriptseiten. Enthalten sind im Pentateuch nicht nur die fünf Bücher Mose, sondern auch weitere Schriften der jüdsichen Bibel. Es gab im askenasischen Bereich der jüdischen Gemeinschaften im Lauf der Jahrhunderte unterschiedliche Leseordnungen. Der Regensburger Pentateuch stellt die Texte in einem Jahreszyklus statt in einem Drei-Jahres-Zyklus vor.

Das besondere Interesse der Forscherin nun gilt den jüdisch-christlichen wechselseitigen Einflüssen bei der Illustration des Pentateuchs, die sich an dem außergewöhnlichen Typ erkennen lassen. Die Illustrationen auf einem Reliquienkästchen, das im Regensburger Domschatz ausgestellt ist und aus derselben Zeit wie der Regensburger Pentateuch stammt, lässt auf Arbeiten aus einer gemeinsamen Schule schließen. Damit ist unter anderem die Frage aufgeworfen, inwieweit nicht-jüdische beziehungsweise christliche Künstler für Arbeiten an liturgischen Büchern eingesetzt werden konnten. Somit geht es auch um die Frage jüdisch-christlicher Kooperation im einsetzenden Spätmittelalter. Weiteres Interesse besteht sodann an der Rolle des Regensburger Pentateuchs als Vorbild für die Gestaltung anderer solcher Thorarollen in seiner Zeit. (ven)



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