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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Der Eckstein

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Regensburg, 20. April 2024

Die Lesung für morgen, den vierten Sonntag in der Osterzeit, kommt aus der Apostelgeschichte. Sie steht im vierten Kapitel, dort sind es die Verse 8 bis 12. Es geht um die einzigartige Stellung Jesu als Auferstandener. Petrus spricht nach dem Wunder der Heilung eines Gelähmten, das Aufsehen erregt, die Hohepriester und Ältesten unter den Israeliten an und deutet Ihnen, dass eine neue Zeit Gottes angebrochen ist. Dazu verwendet er ein sinnfälliges Bild, das sich auf den damals noch stehenden Tempel auf dem Berg Moriah beziehen lässt – das des Ecksteines. Der Blog zum Sonntagsevangelium.

Vierter Sonntag der Osterzeit – Apg 4, 8 – 12

„In jenen Tagen 8sagte Petrus, erfüllt vom Heiligen Geist: Ihr Führer des Volkes und ihr Ältesten! 9Wenn wir heute wegen einer guten Tat an einem kranken Menschen darüber vernommen werden, durch wen er geheilt worden ist, 10so sollt ihr alle und das ganze Volk Israel wissen: im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch. 11Dieser Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist. 12Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.“

Petrus und Johannes hatten einen Gelähmten geheilt. Natürlich erregte das Aufsehen; Petrus hielt seine Predigt über den Tod Jesu, die wir am vergangenen Sonntag gehört haben. Durch diese Predigt wächst das Aufsehen noch weiter und die beiden Apostel werden vor dem Hohen Rat über ihre Tat vernommen. Petrus aber spürt bereits, was Christus seinen Jünger vor seinem Tod verheißen hatte: „Und wenn man euch abführt und ausliefert, macht euch nicht im Voraus Sorgen, was ihr reden sollt; sondern was euch in jener Stunde eingegeben wird, das sagt! Denn nicht ihr werden dann reden, sondern der Heilige Geist.“ (Mk 13,11). So spricht nun auch Petrus, „erfüllt vom Heiligen Geist.“

Wie schon im Abschnitt des letzten Sonntags fasst Petrus die Passion Christi zusammen, das Leiden und Sterben Jesu, „den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat.“ Den Tod und die Auferstehung Jesu deutet Petrus nun mit einem Bild, das er den Psalmen entnimmt: „Dieser Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist.“ So heißt es dort: „Ein Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.“ (Ps 118,22). In diesem Bild schwingen mehrere Bedeutungen mit. Zunächst können wir ganz bildlich an Bauleute denken, die in einer vorindustriellen Zeit mühsam gehauene Steine aufeinanderschichten. Sie wählen Stein für Stein und werden sich bei einem Eckstein, der mehrere Wände gründen und zusammenhalten muss, nur für die besten, stabilsten Felsen entscheiden. Da findet sich in dem Haufen ein Stein, der für untauglich gehalten und „verworfen“ wird – unnütz ist er, für das Bauprojekt nicht zu gebrauchen. Da aber täuschen sich die Bauherren: Gerade dieser Stein ist es, der zum Eckstein wird, zum tragenden Fundament. Es gehört zum Schicksal der Sendung Jesu, dass er verkannt wird. In der zweiten Lesung dieses Sonntags aus dem Ersten Johannesbrief hören wir: „Deshalb erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.“ (1 Joh 3,1). Doch gerade das Unscheinbare revolutioniert die Welt; gerade der zur Unkenntlichkeit am Kreuz geschundene Jesus wird zum „Urheber des Lebens“ (Apg 3,15). Der vermeintliche Verlierer trägt den einzig entscheidenden Sieg der Weltgeschichte davon.

Mehr noch: Es sind nicht nur die einfachen Bauleute, die diesen Eckstein verkennen; es sind gerade die führenden Männer des Volkes, die Petrus adressiert, wenn er von „euch Bauleuten“ spricht. Die Mächtigen sind blind für die Sendung Jesu. Doch gerade in seiner vermeintlichen Schwäche offenbart Christus seine wahre Stärke; gerade im schändlichen Tod siegt das Leben über den Tod. Deswegen ist Christus zum Eckstein geworden, zum Fundament. Er ist die Basis unseres Lebens, er ist das Leben selbst. Woher sonst sollte uns Heil erwachsen? In wem sonst könnten wir das Heil finden? Wer sonst könnte uns retten? In diesem verworfenen Stein, in diesem verkannten Menschen hat sich Gott uns zugeneigt.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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