Bild Heilige Veronika: Antlitz Jesu

Heilige Veronika: Antlitz Jesu

  • 04.
    Februar
    2035
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Die heilige Veronika reichte Jesus auf seinem Kreuzweg ein Schweißtuch. Die kleine Geste macht sie zum Vorbild für christliches Leben.

Die Heilige Schrift weiß nichts über die Frau, die als heilige Veronika zahllose Kirchen auf der ganzen Welt schmückt. Die Tradition der Kirche berichtet, auf dem Weg Jesu zu seiner Kreuzigung sei eine Frau an ihn herangetreten. Diese Frau, Veronika, reichte ihm ein Schweißtuch, mit dem Jesus sich das Gesicht abwischen konnte. Auf wundersame Weise brannten sich dabei die Gesichtszüge Jesu in das Tuch ein – „Veronika reicht Jesus das Schweißtuch“ wurde zu einer der vierzehn Kreuzwegstationen. Dabei ist historisch nichts über diese Frau bekannt. Das Tuch allerdings existiert womöglich noch heute: Im Mittelalter wurde im Petersdom unter den dort erhaltenen Passionsreliquien auch ein Tuch mit dem Antlitz Jesu verehrt. Die Spur dieses Tuches verliert sich im Lauf der Zeit. Dafür wird nun ein ganz ähnliches Tuch im mittelitalienischen Manoppello verehrt – womöglich wanderte das Tuch vom Petersdom nach Manoppello. Einige Forscher halten dieses Tuch für authentisch. Msöglicherweise ist darin aber auch das Leichentuch zu sehen, das Jesus bei seinem Begräbnis auf das Haupt gelegt wurde.

 

Mutiges Zeichen der Menschlichkeit

Unabhängig davon, ob und wo dieses Schweißtuch der Veronika erhalten ist – die Kirche verehrt Veronika als eine Heilige. Einige Wesenszüge der Frau und dessen, was sie getan hat, sind Vorbild für ein christliches Leben. Sie steht an der Seite des Kreuzweges und nimmt das Leid des zur Hinrichtung geführten Jesus wahr. Sie nutzt einen kleinen Augenblick, um ihm eine kleine Wohltat zu spenden. Ein kurzer Blick, ein kurzes Abwischen von Dreck und Schweiß. Das mag für Veronika nicht ungefährlich gewesen sein: Immerhin wurde da ein vermeintlicher Schwerverbrecher zur Kreuzigung gebracht. Das Reichen des Schweißtuches mag den Anschein erweckt haben, Veronika wollte sich mit den vermeintlichen Verbrechen Jesu solidarisieren. Es kümmert sie aber nicht. Sie stellt die Menschlichkeit über ihr eigenes Ansehen und die möglicherweise drohenden Konsequenzen.

 

Hinweisgeberin auf Jesus

Aber mehr noch: Jesus ist ja nicht irgendwer. Auch das wird Veronika erkannt haben. Sie sucht die Nähe ihres Herrn und Meisters. Die kleine Geste des Schweißtuches ist so nicht nur ein Zeichen der Mitmenschlichkeit, sondern auch der Verehrung. Veronika erkennt Jesus als den Sohn Gottes. Sie wirft das Tuch ja nicht einfach weg. Sie bewahrt es auf als äußeres Zeichen einer inneren Verbindung zwischen ihr und dem Erlöser. Das kleine Stück Stoff ist ihr mehr geworden als nur ein Textil. Wenn die Legende nun darum wissen will, dass dieses Stück Stoff seinen Weg in die Welt gefunden hat, drückt sie einen weiteren Aspekt christlicher Heiligkeit aus: Veronika wird zur Vermittlerin. Sie zeigt anderen, wie Jesus ist. Das ist die Aufgabe aller Christen. Jesus selbst trägt seinen Jüngern auf, in alle Welt zu gehen und das Evangelium zu verkünden. Jeder Heilige der Kirche verweist nicht auf sich selbst, sondern auf das größere Geheimnis Gottes. Die Heiligen werden so zu Hinweisgebern auf eine andere Realität. Sinnbildlich dafür steht die Verbreitung des Antlitzes Jesu auf dem Schweißtuch.

Die Kirche feiert die heilige Veronika am 4. Februar.

 

Bildnachweis: Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon.