Bild Plädoyer für die Offenheit

Durch das Kirchenjahr

Plädoyer für die Offenheit

  • 29.
    September
    2034
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… mit Benedikt

 

26. Sonntag im Jahreskreis B – Markus 9,38-43.45.47-48

„In jener Zeit 38sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. 39Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden. 40Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. 41Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. 42Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde. 43Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. 45Und wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden. 47Und wenn dir dein Auge Ärgernis gibt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, 48wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.“ – Markus 9,38-43.45.47-48

Die Jünger Jesu wollen einen fremden Exorzisten daran hindern, im Namen Jesu Dämonen auszutreiben, weil er nicht zu ihrer Gruppe gehört. Was das Motiv für die Haltung der Jünger ist, bleibt etwas unklar. Sind sie, die es kurz vorher selbst nicht geschafft hatten, einen Dämonen auszutreiben (vgl. Mk 9,14-29) einfach neidisch? Oder können sie es nicht begreifen, wie der Geist Gottes auch auf einem liegen kann, der nicht zu den engen Nachfolgern Jesu gehört? Warum auch immer: Jedenfalls hatten sie den fremden Exorzisten an seinem Tun zu hindern versucht. Jesus aber hält sie davon ab: „Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden“.

 

Im Namen Jesu

Dieser Satz Jesu hat eine spannende Geschichte. Der Evangelist Lukas überliefert ihn einmal ebenfalls in dieser Form (vgl. Lk 9,50). An anderer Stelle drehen aber sowohl Lukas als auch Matthäus das Zitat scheinbar um: „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich“ (Mt 12,30; Lk 11,23). Scheinbar wird also der Gegensatz zum Ausdruck gebracht: Markus betont, wer nicht gegen Jesus ist, sei für ihn; die anderen beiden Evangelisten drehen das Zitat um. Dennoch besteht ein Unterschied: Bei Matthäus und Lukas spricht Jesus von sich selbst, davon, jemand sei für oder gegen ihn. Bei Markus geht es um die Gemeinschaft: Das Problem ist, dass jemand „uns nicht nachfolgt“.

Möglicherweise spiegelt sich hier eine frühe Erfahrung christlicher Gemeinden wider: Jemand beruft sich auf Jesus, spricht und handelt in seinem Namen, gehört aber gar nicht zur Gemeinschaft der Kirche oder zumindest nicht zu der Gemeinde, an die sich das Evangelium richtet. Geht das denn? Wo die Jünger eine gewisse Engführung bevorzugen, plädiert Jesus für die Weite: „Hindert ihn nicht!“ Mit dieser Stelle kann man nun sicherlich nicht die Bedeutung der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden leugnen; dafür ist sie im gesamten Neuen Testament viel zu wichtig. Aber das Wort Jesu ist doch eine Anregung für uns, für alle Gemeinden. Auch wir müssen immer wieder anerkennen, dass Menschen Jesus nachfolgen – auch wenn sie das nicht in unseren Gruppen, in unseren Gemeinden tun. Wir müssen anerkennen, dass im Namen Jesu Gutes getan wird – auch wenn es nicht wir selbst tun.