News Bild „Ein junger und immer weiter denkender Geist“ – Einblicke in das exemplarische jüdische Leben des Rabbiners Leo Trepp

„Ein junger und immer weiter denkender Geist“ – Einblicke in das exemplarische jüdische Leben des Rabbiners Leo Trepp

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Frau Gunda Trepp hat am vergangenen Donnerstagabend im Jüdischen Gemeindezentrum über das Leben ihres Mannes, des 2010 verstorbenen Rabbiners und Gelehrten Leo Trepp gesprochen. „Der letzte Rabbiner – Das unorthodoxe Leben des Leo Trepp“ war der Titel der Veranstaltung. Ihre Ausrichter waren das Akademische Forum Albertus Magnus und die Katholischen Erwachsenenbildung Regensburg Stadt. Dr. Trepp (1913-2010), der aus dem unterfränkischen Oberlauringen stammte, war der letzte Rabbiner, der unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland amtete: in der jüdischen Gemeinde von Oldenburg. Rechtzeitig emigrierte er nach London und dann weiter in die USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er erneut an der Vermittlung von jüdischer Kultur in Deutschland, wenn auch unter wesentlich anderen Bedingungen.

Frau Trepp entrollte ein farbiges und vielfältiges Bild von einer Person, mit der es sich sehr lohnt, sich zu beschäftigen. Auf ihre persönlich getragenen biographischen Bemerkungen mit Bezug zu ihrem späteren Ehemann folgte der Vortrag von Auszügen essayistischer Schriften Trepps, der im Übrigen bei Adalbert Hämel in Würzburg in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg promovierte. Hämel wirkte dort als Professor der Romanistik. Der gebürtige Straubinger hatte einst auch an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Regensburg gelehrt. Laut Gunda Trepp war ihr Mann ein junger und immer weiter denkender Geist. Dessen Vorfahren hatten auch als Leibärzte der Äbte von Fulda gewirkt. Er selbst avancierte bereits 1936 zum Landesrabbiner in Oldenburg.

Noch eine Rückblende: Leo begann im Alter von sechs Jahren mit dem Studium der Thora. Gleichermaßen wurde ihm früh bereits eine brennende Liebe zur Oper ins Herz gelegt. Erfahrungen der Zurücksetzung sowie des Konzentrationslagers vermochten seine Überzeugung vom Sinn der Synthese deutscher und jüdischer Kultur letztlich nicht zu erschüttern. Aber er hatte nach 1945 einen anderen Blick darauf. Der Wunsch, Menschen und ihr Verhalten bzw. ihre Einstellungen zu ändern, führte dazu, dass sich Professor Trepp vornehmlich an junge Menschen wandte. Und in den USA wandte er sein Engagement zusammen mit protestantischen und katholischen Christen gegen die Rassendiskriminierung. 1954 kehrte Leo Trepp nach Deutschland zurück. In den 1960er-Jahren fing er wieder an, auf Deutsch zu schreiben. Gunda Trepp erinnerte an die große Geschichte der versuchten, weit gediehenen und doch zerstörten deutsch-jüdischen Kultursymbiose, die sogar so weit gegangen war, dass Juden propagierten, den Sabbat um einen Tag zu verschieben: auf den Sonntag.

Roland Preußl, Geschäftsführender Bildungsreferent der KEB Regensburg Stadt, hatte in Eingangsworten kritisiert, dass im jüngst eröffneten Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg, insbesondere im Bereich der Religion, das Judentum kaum vertreten ist. Er zitierte Rose Ausländers Diktum: „Wir reisen gemeinsam.“ Prof. Dr. Sigmund Bonk, Direktor des Akademischen Forum Albertus Magnus, hatte ganz zu Beginn ausgeführt, dass die Kontakte mit Frau Gunda Trepp über den ehemaligen Präsidenten der Universität Mainz, Prof. Dr. Josef Reiter, zustande gekommen sind. Prof. Reiter wirkte von 1991 bis 2001 als deren Präsident. Prof. Trepp hatte dort 25 Jahre lang Judaistik gelehrt. Während des Abends war Reiter anwesend. Die Veranstaltung beschloss eine Führung durch die neue Synagoge, die sich exakt oberhalb des Gemeindezentrums befindet.



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