News Bild „Einfach ein Tag zum Nachdenken“ – Prälat Georg Ratzinger wird 95 Jahre alt

„Einfach ein Tag zum Nachdenken“ – Prälat Georg Ratzinger wird 95 Jahre alt

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Am Dienstag, dem 15. Januar 2019 feiert der Apostolische Protonotar Prälat Georg Ratzinger, ehemaliger Domkapellmeister der Regensburger Domspatzen und Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI., seinen 95. Geburtstag. Anlässlich seines Ehrentages feiert Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Sonntag, dem 20. Januar um 15:00 Uhr im Dom St. Peter eine Pontifikalvesper. Alle Gläubigen sind zur Mitfeier herzlich eingeladen.

Im Vorfeld sprachen wir mit dem Jubilar, der einen Blick auf sein musikalisches Wirken warf und uns erzählte, was ihm heute noch wichtig ist.

 

Der 95. Geburtstag, wie wird dieser große Tag begangen?

Georg Ratzinger (GR): Ich wollte den Tag eigentlich ganz für mich verbringen. Ich denke an sich nicht an solche Dinge. In meiner Wohnung wird eine Heilige Messe stattfinden, bei der auch Bischof Rudolf Voderholzer mitfeiert, was mich besonders freut. Mehr weiß ich nicht. Ich bin persönlich nicht ganz informiert, was alles an diesem Tag geschehen wird. Aber ich hoffe, möglichst wenig.

 

 

Persönliche Wünsche zum Geburtstag

(GR): Ich wünsche mir möglichst viel Ruhe. Einfach ein Tag zum Nachdenken, zum Überlegen. Materielles interessiert mich nicht. Ich habe zu Essen, zu Trinken, etwas zum Anziehen. Ich brauche Vorleser, die ich Gott sei Dank regelmäßig habe. Aber ansonsten gibt es keine Wünsche.

 

Ein Rückblick auf Ihr bisheriges Leben und die musikalische Karriere

(GR): Das ganze Leben ist eine Einheit. Jedes hat seinen richtigen Platz. Am längsten war ich natürlich  bei den Domspatzen. Ich muss gestehen, dass mein Gedächtnis langsam sehr leidet, an Details kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Konzerte gab es viele schöne. Vor allem die Weihnachtskonzerte. Die großen Tourneen mit dem Knabenchor, wie beispielsweise Japan, habe ich meinen Kollegen abgetreten. Die Reisen, die ich aber machte, haben mich auch bereichert. Vielleicht etwas mühsam, aber auch bereichernd. Die Arbeit mit jungen Leuten ist jeden Tag anders. Jeder hat seine besonderen Seiten. Das bringt auch immer wieder gewisse Probleme. Meine Priesterweihe und die Primiz waren besondere Ereignisse. Daran erinnere ich mich gerne zurück. Gymnasium, Arbeitsdienst und Militär, Gefangenschaft in Süditalien am Fuße des Vesuv und Theologiestudium und danach verschiedene Arbeitsstätten. Jede dieser Stationen hat etwas für sich, überall gab es natürlich auch menschliche Schwierigkeiten. Keine davon möchte ich aber hervorheben. Wichtig ist doch eins: Das gute Elternhaus, das mir persönlich den Weg gewiesen hat. Das einen Start ermöglicht hat, der eindeutig war: Der Weg des katholischen Glaubens. Damit war die Richtung eindeutig angezeigt.

 

 

Ein Leben mit Musik. Welche Rolle spielt sie heute noch in Ihrem Leben?

(GR): Nachdem ich nicht mehr lesen kann, höre ich viel Musik. Leider kann ich selber nicht mehr den Schallplattenspieler bedienen, deswegen höre ich viel Bayern 4 Klassik, dem Kultursender. Mit dem ich zwar auch nicht voll zufrieden bin aber es ist eine große Bereicherung - man hört vieles darin. Ich liebe sehr die Musik von den Renaissance-Meistern Palestrina und Lasso, oder aus späterer Zeit die Wiener Klassik mit Haydn, Mozart und Beethoven und dann Franz Schubert liegt mir besonders am Herzen sowie Anton Bruckner.

 

Zum Weihnachtsfest besuchte der Prälat seinen Bruder Joseph in Rom

(GR): Der Tag ist ganz normal verlaufen. Schwester Christine, eine Österreicherin, hat mich betreut, weil ich allein ein bisserl hilflos bin. In der Früh feierten wir Gottesdienst, dann war Frühstück, später hat mir die Schwester verschiedene Texte vorgelesen, nach dem Mittagessen war zuerst Siesta. Später war täglich Rosenkranzgebet durch die vatikanischen Gärten. Nach dem Abendessen haben wir uns immer gemeinsam die deutschen Nachrichten angehört. Damit endete unser Tag.

 

Menschen verlassen die katholische Kirche. Was sind die Ursachen - wie steuert man dagegen?

(GR): Dem Trend entgegen zu steuern ist wohl schwierig. Der Mensch wird immer mehr von den Dingen des Alltags beschlagnahmt. Es ist sehr viel, was der Mensch aus eigener Kraft heraus machen kann. Doch die andere Welt des Jenseits verfällt in den Hintergrund, der Mensch beschäftigt sich damit nicht mehr.

 

 

Georg Ratzinger erlebte selbst den II. Weltkrieg. Auch heute gibt es Kriege. Was rät er der Politik, was muss die Kirche tun, um dem entgegenzusteuern?

(GR): Die Probleme auf dieser Welt sind so verschieden. Und ich möchte nicht den Politikern Ratschläge geben. So viele Dinge werden in Szene gesetzt, wobei man sagen kann: Da hätte es bessere Lösungen gegeben. Aber dazu müssen die Politiker selbst mit ihren eigenen Kräften sich bemühen, ordentliche Lösungen zu schaffen. Erster Auftrag der Kirche ist es, die Botschaft Christi zu verkünden. Das dies noch eindeutiger und intensiver geschieht, ist die Aufgabe, um die wir uns bemühen sollten.

 

Domkapellmeister Roland Büchner geht 2019 in den Ruhestand. Was muss der Leiter der Regensburger Domspatzen für sein Amt mitbringen?

(GR): Zuerst einmal muss er ein gläubiger Katholik sein. Für dem der Glaube die Grundlage seines Lebens ist und der auch zur Liturgie ein besonderes Verhältnis hat. Dann braucht er natürlich pädagogisches und musikalisches Vermögen. Er muss mit den Kindern in den verschiedenen Altersstufen umgehen können. Das geht von 9 bis 20 Jahren ungefähr. Man braucht eine musikalische Ausbildung, die auch das Orgelspiel mit einschließt und die Interpretationsfähigkeit von Partituren, die schon vor Jahrhunderten entstanden sind. Meine ganz persönliche, vielleicht altmodische Meinung ist die, vor so viel Buben und jungen Männern ist´s doch besser, wenn ein Mann dem Chor vorsteht. Umgekehrt ist es vielleicht nicht so: Vor einem Mädchenchor hat sich ein männlicher Chorleiter vielfach bewährt.

 

Der Alltag des ehemaligen Domkapellmeisters

(GR): Ich habe Gott sei Dank eine kleine Hauskapelle. In der Früh feiere ich mit Schwester Laurente, die mich betreut, die Heilige Messe. Dann kommen Freunde zum Vorlesen, zum Zeitunglesen. Bis zum Mittagessen höre ich Radio, danach kommt die Siesta. Und dann, da legt Schwester Laurente großen Wert drauf, machen wir einen Spaziergang, damit man frische Luft hat, die unheimlich gesund ist, wie die Schwester mir immer wieder erläutert. Um 4 Uhr kommt wieder ein Vorleser, um 6 wird zu Abend gegessen. Dann bete ich mit der Schwester noch Komplet und Vesper und dann kommt ein Herr oder eine Frau von der Caritas und bringt mich ins Bett. Abends mache ich dann noch ein Telefonat mit meinem Bruder in Rom. Als ich 6 Jahre alt war, war er 3 Jahre alt. Da war der Unterschied noch größer. Heute mit 95 und 92 Jahren ist der Unterschied eigentlich geringer. Es geht ihm ungefähr so wie mir. Natürlich erfährt er einige Einschränkungen aber ist im Ganzen gesund, vor allem geistig präsent und vital.

 

Das Interview führten Harald Beitler, Claudia Bresky und Jakob Schötz von der Bischöflichen Pressestelle.

 



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