News Bild Vortrag von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer über Fritz Gerlich beim Akademischen Forum Albertus Magnus
Vortrag von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer über Fritz Gerlich beim Akademischen Forum Albertus Magnus

leuchtendes Beispiel für ein recht verstandenes Medienapostolat

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Über Fritz Michael Gerlich, Propheten und Märtyrer im Widerstand gegen Hitler, hat Dr. Rudolf Voderholzer im Kaisersaal am Haidplatz in Regensburg gesprochen. Der Bischof von Regensburg trug im Rahmen des Akademischen Forums Albertus Magnus vor. Er betonte zu Beginn, im Rahmen dieser Ausführungen nicht kraft bischöflicher Autorität zu sprechen. Allerdings sind Person und Werk des mutigen Journalisten Herzensanliegen von Dr. Voderholzer, der seit Jahrzehnten auf die Bedeutung des Konvertiten aufmerksam macht. Der evangelische Kirchengeschichtler Klaus Scholder hat bereits von Gerlich als dem entschiedensten und kompromisslosesten Gegner des Nationalsozialismus überhaupt gesprochen. Tatsächlich hatte Gerlich Hitler und die Weltanschauung des Nationalsozialismus sowie die große innewohnende Gefahr durchschaut, sehr lange bevor andere dies nur im Ansatz taten und auch lange noch bevor das nationalsozialistische Regime die Macht an sich genommen und somit sich irreversibel gefestigt hatte.

 

Im frühen Lager Dachau erschossen

Bereits im August 1945 war in Regensburg eine Straße nach dem Märtyrer benannt worden. Gerlich war den Nationalsozialisten verhasst und somit zum Zeitpunkt der Ermordung Ernst Röhms im Lager Dachau (das sich noch in einem frühen Zustand vor dem Ausbau befand) erschossen worden. Das geschah am 30. Juni 1934. Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erschienen Publikationen über Publizist Gerlich, die allerdings – wohl auch aufgrund der Verhältnisse – kein breites Echo fanden.

 

Kritischer Geist, ausgeprägtes Temperament

Fritz Gerlich, 1883 in Stettin geboren, war ein kritischer Geist, der sich das Leben in vielerlei Hinsicht – nicht zuletzt aufgrund eines ausgeprägten Temperaments – nicht leichtmachte. Er pendelte zwischen journalistischer sowie, auf der anderen Seite, archivalischer Tätigkeit hin und her. Er ging den Dingen auf den Grund; jedenfalls war er Historiker. Zunächst äußerte er sich national bis durchaus auch nationalistisch. Was allerdings auch im Rahmen der Zeitumstände des Ersten Weltkriegs zu sehen ist. Im Alter von 37 Jahren avancierte er zum Hauptschriftleiter (Chefredakteur) der maßgeblichen „Münchner Neuesten Nachrichten“, des Vorgängerorgans der „Süddeutschen Zeitung“. Er wechselte von den wissenschaftlichen zu journalistischen Darstellungsformen. In persönlicher Begegnung lernte er den wahren egozentristischen Kern Hitlers kennen – Hitler mithin als einen „zu keinem Gedankenaustausch fähigen Menschen“.

Vermittels Beilagen zur eigenen Zeitung wurde Gerlich auf Resl von Konnersreuth aufmerksam. Er wollte den angeblichen „Schwindel“ um sie aufdecken und fand dadurch allerdings seinen eigenen, zunehmend geraden Weg – was seine Auseinandersetzungen immer auf der Suche nach der Wahrheit betrifft wie auch, überhaupt, seine Suche nach Sinn im Leben. Resl von Konnersreuth wurde wichtige Ratgeberin in maßgeblichen Fragen. So riet sie Fritz Gerlich und seinem Unterstützer, den Kampf gegen den Nationalsozialismus aufzunehmen, selbst da ihnen kein – momentaner – Erfolg beschieden sein würde! Fritz Gerlich hatte nicht nur nicht einen Schwindel gefunden, vielmehr den Punkt entdeckt, auf den hin seine Existenz hinauslaufen würde. Dr. Voderholzer: „Er wurde durch die Begegnung mit der Resl von Konnersreuth zum überzeugen Christen.“

 

Faulhaber ordnete Gerlich klug und richtig ein

Mit Verve sowie nüchterner Betrachtungsart beschrieb Dr. Rudolf Voderholzer die weiteren Wege und Zusammenhänge: die Rolle Erzbischof Michael (!) Faulhabers, der Fritz Michael Gerlich stützte und, man darf wohl sagen: klug und richtig einordnete, ja sich auch im Rahmen seiner Möglichkeiten für ihn einsetzte. Vor allem aber spendete er dem jetzigen Katholiken das Sakrament der Firmung, bemerkenswerterweise am 9. November 1931. Weiter gingen die Ausführungen von Dr. Voderholzer über die Erwerbung und publizistisch geschickte Konversion des öffentlichen Angriffsinstruments „Der illustrierte Sonntag“ („vom Skandalblättchen zum Blatt mit publizistischer Stoßkraft“) bis hin zum beginnenden Martyrium in Münchner Polizeigefängnis und bis zum bitteren Ende – dem Gerlich nicht ausweichen wollte, auch als ihm dies angeboten worden war. Die Illustrierte war mit dem neuen Haupttitel „Der gerade Weg“ versehen worden. Dieser Titel hat seinen biblischen Grund.

 

Eine Lonesome-Hero-Story ist das nicht

Eine Lonesome-Hero-Story ist das alles sicher nicht; vielmehr ein eindrucksvolles Glaubenszeugnis im Rahmen der Kirche. Hellsichtig hatte Gerlich sehr früh erkannt, dass, sitzt die Despotie erst im Sattel, es den Kelch bis zur Neige zu trinken gilt. Faulhaber fand die verteidigenden Worte: „Als Katholik hat Gerlich die besten Absichten“, und fügte an: „Der Klerus ist begeistert.“ Rudolf Voderholzer sagte am Mittwochabend: „Fritz Gerlich hat das Leben angenommen als Kreuzweg Christi.“

Er deutete diesen Einsatz als „leuchtendes Beispiel für ein recht verstandenes Medienapostolat“, auch als „verantwortungsvollen Umgang mit der Macht der veröffentlichten Meinung“.

 

Vorbereitungen für einen Informativprozess

In München laufen die Vorbereitungen für einen Informativprozess für eine eventuelle Seligsprechung, teilte Bischof Voderholzer mit. „Es gibt eine hinreichend große Verehrung im Volk.“ Diese rechtfertige den genannten Schritt und mache ihn „notwendig“.

Prof. Dr. Sigmund Bonk, Direktor des Akademischen Forums, hatte in seinen einleitenden Worten weitere interessante Felder künftiger Forschungen ins Gespräch gebracht: Fritz Gerlich in Beziehung zu den Theresien in katholischer Tradition, zu Teresa von Ávila, Therese von Lisieux und der Resl von Konnersreuth.

 

Der ganze Vortrag von Bischof Rudolf Voderholzer zum Anhören:

Weitere Infos

Weitere Informationen zu Fritz Gerlich finden Sie auf der Themenseite.



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