News Bild Gott ist Kind geworden, damit wir Kinder Gottes werden - Weihnachten als Aufforderung zu einer kinderfreundlichen Gesellschaft – Weihnachtsgottesdienste mit Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller im Regensburger Dom

Gott ist Kind geworden, damit wir Kinder Gottes werden - Weihnachten als Aufforderung zu einer kinderfreundlichen Gesellschaft – Weihnachtsgottesdienste mit Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller im Regensburger Dom

Home / News


(pdr). Eine grundlegend kinderfreundlichere Atmosphäre in der Gesellschaft hat der Regensburger Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller in der Christmette im Regensburger Dom gefordert. Kinderfreundlichkeit dürfe dabei aber nicht nur mit der Rettung der sozialen Sicherungssysteme begründet werden. Die Kinderfreundlichkeit bedürfe einer tieferen Grundlegung, die letztlich in der Haltung Jesu selbst, ja in der Weise der Menschwerdung Gottes als Kind, wie wir sie an Weihnachten feiern, deutlich werde. „Wir bedürfen in unserer Gesellschaft einer Revolution in unserer Denkungsart. Ein tiefgreifender Bewusstseinswandel muss sich Raum schaffen. Eine Familie mit drei oder vier Kindern, das kann nicht länger die Ausnahme bleiben. Sie muss in die Mitte der Gesellschaft, in unser Bewusstsein hineintreten, weil im Kind Gott zu uns Menschen ´Ja` sagt.“ Das Geheimnis von Weihnachten bedeute, dass Gott selbst unser Kindsein angenommen hat und daher in der Gestalt des Kindes im Stall die natürliche und die gnadenhafte Zukunft des Menschen dargestellt ist, so der Regensburger Bischof. Weihnachten sei die Aufforderung, von Gott her auf Jesus, auf das Kind im Stall von Bethlehem hinzublicken. „Und von Jesus her dürfen wir auf die Kinder hinschauen, nicht indem wir sie in einer rührseligen Stimmung vergöttern und vergötzen, sondern indem wir die Kinder in ihrer eigenen Menschenwürde annehmen, weil ´ihrer das Himmelreich ist` und weil sie für unsere Gesellschaft die Zukunft bedeuten.“ Die Christmette am Heiligen Abend und den Festgottesdienst am Weihnachtstag feierten im Dom insgesamt über 4.000 Gläubige mit. Die Regensburger Domspatzen gestalteten die festliche Weihnachtliturgie musikalisch unter der Gesamtleitung von Domkapellmeister Roland Büchner mit Domorganist Professor Franz Josef Stoiber an der Orgel.
Für die Kinderfreundlichkeit Jesu selbst gebe es eindrucksvolle Belege in den Evangelien, so Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller weiter. Jesus habe die Jünger abgewiesen, die von ihm forderten, sich nicht von den Kindern belästigen zu lassen, indem er sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret es ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich.“ Und einmal, als sich die Jünger gestritten hätten, wer der wichtigste sein werde im Himmelreich, habe Jesus ein Kind neben sich gestellt und gesagt: „Wer eine solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat, nämlich den lebendigen Vater.“

Gott in der Gestalt des Kindes ist des ewigen Gottes nicht unwürdig
„Ärgern wir uns nicht an einem Gott, der in einem Kind unter uns gegenwärtig geworden ist“, wies der Regensburger Bischof Einwände zurück, diese Art der Gegenwart als Kind, in Windeln gewickelt und in einem Stall, sei des ewigen Gottes unwürdig. Gerade in dieser Art der Gegenwart Gottes im Kind von Bethlehem werde das Charakteristikum der Erlösung des Menschen aus christlicher Sicht besonders deutlich. „Warum wird Gott Mensch im Kind, in der Armut des menschlichen Fleisches?“, fragte der Bischof in der Predigt. „Weil er, der reich ist in seiner Gottheit, unsere geschöpfliche Armut bis in die Gestalt des Kindes hinein angenommen hat, um uns in unserer geschöpflichen Armut reich zu machen und zu erfüllen durch seine Gottheit.“ „Der ewige Gott ist Kind geworden, damit wir Kinder Gottes werden können“, so fasste Bischof Dr. Ludwig Gerhard Müller die Botschaft von Weihnachten zum Abschluss seiner Predigt in der Christmette zusammen.

Menschwerdung Gottes schenkt dem Menschen unüberbietbare Würde
„Am Weihnachtsfest erfahren wir die Logik Gottes, seine Sinnstiftung für unser geschöpfliches Dasein. Im Licht diese Festes begreifen wir uns selber, werden wir der Finsternis und dem Tod entrissen.“ Das hob der Regensburger Bischof in der Predigt an Weihnachten hervor. Mit dem Christsein seien Selbstzweifel, ein Mangel an Selbstbewusstsein oder Verzweiflung nicht vereinbar. Der Christ erkenne im Licht der geoffenbarten Logik Gottes seine Würde, er wisse, dass er der Ausdruck des göttlichen Sinnes ist, der in ihn hineingelegt ist. Unübertroffen habe der heilige Papst Leo der Große an einem Weihnachtsfest vor 1600 Jahren in Rom dies formuliert: „Erkenne, oh Christ, deine Würde. Du bist teilhaft geworden der göttlichen Natur. Du nimmst Teil am Leben des Dreifaltigen Gottes, am Leben des Sohnes, der für dich Mensch geworden ist.“ Der Christ solle immer daran denken, an wessen Leib er Glied ist, indem er zu Christus und zu seiner Kirche gehört, die der Leib Christi ist. Der Christ solle nicht zurückfallen in die alte Finsternis, sondern in dem Reich der Freiheit und des Lichtes bleiben, das Jesus Christus begründet hat.
Dieser weihnachtlichen Erfahrung von Freiheit und Sinn als Geschöpf Gottes stehe in unserer Gesellschaft eine „tiefe Erfahrung der Sinnlosigkeit, der inneren Sinnentleerung“ gegenüber, so der Regensburger Bischof in der Weihnachtspredigt. „Wie kommt es denn zu der Überzeugung, dass hinter allem letztlich das ´Nichts` steht, dass der ´Nihilismus `der wahre Regent unserer Zeit ist?“, fragte der Bischof. Wie habe es nach 2.000 Jahren Christentum und - wenn man das Judentum dazunimmt - nach 3.500 Jahren tiefer Glaubensgeschichte so weit kommen können?

Einseitig empirische Wissenschaft raubt dem Menschen die Personwürde
„Hier müssen wir Kritik üben an falschen philosophischen Schlussfolgerungen aus der Lehre der Evolution alles Lebendigen und auch an falschen Folgerungen, die aus der neueren Gehirnforschung gezogen werden“, hob der Regensburger Bischof hervor. Rein naturwissenschaftlich empirische Deutungen der Evolutionstheorie verkürzten den Menschen auf eine rein materielle Größe und auch neuere Theorien der Gehirnforschung machten den Menschen zu einem „bio-physischen System, das reguliert ist durch genetische Programmierungen“. Der Mensch werde hier zu einem „digitalen Informationsnetzwerk ohne ein Subjekt, ohne eine Person“. Diese Verkürzungen übersähen, dass der Mensch in einer tiefen inneren Verbindung ein leib-geistiges Wesen ist. „Das Wesen des Menschen ist es, ein verleiblichter Geist und ein innerlich geistdurchformter Leib zu sein“, so Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller.

Weihnachten als geschenkte Grunderfahrung gegen den Nihilismus
In dieser leib-geistigen Verfassung könne der Mensch auch nach sich selbst fragen und in einen Dialog mit seinem Schöpfer eintreten. „Daher stellen wir dem Nihilismus die Grunderfahrung des Sinnes entgegen, des Sinnes, den wir nicht selber schaffen, sondern der uns von Gott her zukommt“, so der Regensburger Bischof. Das geheimnisvolle Wort aus dem Johannesevangelium, nach dem „Am Anfang das Wort war“, bedeute, dass dieser Sinn schon vor allem Erschaffenen liegt, dass alles Erschaffene von der Logik Gottes, seinem Wort, durchdrungen ist und deshalb alles Geschaffene sinnvoll ist. Die Materie oder der Mensch könnten sich daher auch selbst keinen Sinn geben und sich selbst nicht aus sich hervorbringen. „Nur Gott hat die Materie geschaffen, er hat ihr eine innere Evolution und Entwicklung gegeben, die hinführt zu dem Wesen, das wir sind, ein Wesen geistiger Natur, das die Gottesfrage stellen kann und das mit Gott in eine geistige, persönliche und liebevolle Gemeinschaft eintreten kann“, umriss Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller die Grundlegung für das Verhältnis von Gott und Mensch.
An Weihnachten komme es darauf an, sich diesem Geheimnis des Verhältnisses von Gott und Mensch innerlich zu nähern, und nicht nur von Äußerlichkeiten abgelenkt um den eigentlichen Kern zu kreisen. Im Kind in der Krippe werde dieses innere Verhältnis von Gott und Mensch in unübertreffbarer Weise Wirklichkeit. „Wir wollen in ihm unseren Schöpfer, unseren Erlöser und unseren Vollender erkennen. Der Vater hat sein Wort, den ewigen Sohn, in der Menschwerdung in die Gestalt unseres Fleisches gesandt“, dies sei das Geheimnis von Weihnachten, der Selbstoffenbarung Gottes, die mit der Sendung des Geistes an Pfingsten dann die Vollendung findet.

Hinweis: Die Predigten von Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller zum Weihnachtsfest werden im neuen Jahr in der Reihe „Wort des Bischofs“ dokumentiert. Die Texte stehen dann auch auf der Internetseite des Bischofs im Rahmen der Bistumsseite oder können über die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: (0941) 597-2247; Fax.: (0941) 597-2403; mail: public@bistum-regensburg.de) bestellt werden.



Nachrichten