News Bild Sonntagspredigt aktuell: Dekan Plank hat was zu sagen
Sonntagspredigt aktuell: Dekan Plank hat was zu sagen

Von wegen Blindheit – sehen lernen!

Home / News

 

Straubing, 20. März 2023

In der neuen Rubrik „Meine Sonntagspredigt“ begleitet Prof. Dr. Veit Neumann, Homiletiker und Journalist, Priester bei ihrer Vorbereitung der folgenden Sonntagspredigt. Als Première hat Dekan Johannes Plank aus Straubing zum Gespräch über seinen Weg als Prediger und zur konkreten Predigt zur Verfügung gestanden. Bereits in der ersten Folge zeigt sich: Das Format ist vor allem ein Experiment, das aus Öffnung, Sprache und Suche nach geistlichem Ausdruck in einer eigentlich journalistischen Form besteht. Dabei geht die Predigtkritik in der Öffentlichkeit lange zurück, noch vor die Zeit der „Journale“ des aufklärerischen 18. Jahrhunderts. Doch jetzt zu Pfarrer Plank:

Seit 21 Jahren predigt Dekan Johannes Plank so gut wie an jedem Sonntag. Während dieser Tage, in Vorbereitung auf die Predigt am kommenden Sonntag, 19. März, hat er der Presse- und Medienabteilung Einblick gewährt, wie er die nächste Sonntagspredigt konzipiert. Er wird sie in St. Elisabeth in Straubing halten. Konkret geht es um die Heilung des Blindgeborenen im Johannesevangelium (Joh 9,1-41; siehe den Text unten im Anschluss). Über die Kernaussage, die Pfarrer Plank anhand der intensiven Lektüre des Evangeliums entdeckt hat, hat er kürzlich mit uns gesprochen, sowie darüber, wie er diese Kernaussage in der Predigt vorstellen wird. Da bleibt es nicht aus, dass wir im Gespräch zunächst auch über seinen allgemeinen Zugang zur Predigt gesprochen haben, über Erfahrungen und überhaupt, in welchem Stil der Dekan spricht: mit Stichpunkten und somit eigentlich doch frei.

Wir empfehlen, das genannte Evangelium zu lesen und Pfarrer Plank bei der Predigtvorbereitung buchstäblich zu begleiten. Am heutigen Montag, 20. März, veröffentlichen wir an dieser Stelle die gehaltene Predigt zum Nachhören, wie oben möglich. Für die Lektüre haben wir das Kapitel 9 des Johannesevangeliums unten komplett angehängt.

Pfarrer Planks Sicht auf eine Predigt

Pfarrer Plank berichtet demnach: „Am Anfang, bevor ich in eine Predigtvorbereitung einsteige, steht für mich zunächst das eigene Bibelstudium.“ Es geht um ein „Schöpfen aus der Fülle“, und in diesem Sinne nimmt er sich („im Regelfall“) alle drei Lesungen vor, Lesungen und das Evangelium. Wo er dabei hängen bleibt, das merkt er sich. „Im Laufe der Zeit kennt man die Texte und weiß, was drin steht. Man muss sich aufraffen, sie neu zu lesen.“ Positiv sieht er die neue Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, denn sie befinde sich an manchen Stellen näher am Urtext. Das wiederholt auftretende „Siehe“ (kommt aus dem Griechischen und ist eher eine Aufforderung, sehend wahrzunehmen) ist unserem deutschen Sprachduktus ihm zufolge nicht zuträglich und darum betrachtet er es mit Vorsicht und Zurückhaltung: „Das hackelt den Text auseinander und man hätte es sich sparen können.“

Viel Klassisches

J. Planks Predigtvorbereitung weist, in der Struktur, viel Klassisches auf: „Wenn ich dem Text begegnet bin, arbeite ich nicht gleich drauf los, sondern ich schaue, was da ist und worauf ich immer wieder hinauskomme, wenn ich dran denke.“

Üblicherweise blickt der erfahrene Pfarrer am Dienstag der entsprechenden Woche zum ersten Mal auf den Text. „Manchmal kann das im Priesteralltag aber auch später sein; bei drei Beerdigungen, denn auch das Leben von Verstorbenen gilt es, dann in der Trauerpredigt, mit dem zu kreuzen, was im Evangelium steht.“ Kein Zweifel: Unser Alltag soll in der und durch die Predigt „im Licht des Evangeliums“ betrachtet werden, wie es der Dekan nennt. Dazu dienen konkret die Stichpunkte, die sich Plank zurecht legt. Wobei er die Predigt aber frei hält. Überhaupt habe er dabei eine gewisse Freiheit im Lauf der Zeit erworben. Der befragte Prediger räumt allerdings ein: „Nicht jede Predigt am Sonntag ist eine Glanzleistung.“

Der Vorteil der freien Rede liegt darin, dass auf die Zuhörer (Publikumsbezug!) besser eingegangen werden kann. Dass der Grundduktus einer Predigt, mehrfach gehalten, bleibt, liegt auf der Hand. Aber vor Kindern die in Frage stehende Predigt zu halten, wird sie etwas anders ausfallen lassen als am Samstagabend in der Vorabendmesse. Der Pfarrer zitiert den Neutestamentler Prof. Dr. Georg Schmuttermayr, der ihn an der Universität Regensburg im Rahmen des Theologiestudiums mitgeprägt hat: „Der lebendige Vortrag ist durch nichts zu ersetzen“ (sagte dieser, wenn es darum ging, live in der Vorlesung dabei zu sein. Und dieses Diktum lasse sich hier gut anwenden).

Sich zu verhaspeln ist in der Predigt kein Beinbruch. „Das darf es geben, die Gemeinde akzeptiert es, denn Gläubige möchten in dieser Situation ja jemandem zuhören, der von seinem Glaubensleben erzählt, aber keinen Vortrag hält.“ Einen Anspruch auf Vollständigkeit der inhaltlichen Aussage wird es nicht geben, „das ist beim Predigen sowieso nicht der Fall“. Den Anspruch, „alles“ sagen zu wollen, schraube man im Lauf der Zeit zurück. Es wächst dem entgegen die Erkenntnis – und auch die Erfahrung – , dass nach drei Jahren, wenn die Perikope erneut vor Augen steht, etwas ganz anderes Aktualität beanspruchen darf.

Donnerstag als Glücksfall

Jedenfalls verläuft die Predigtvorbereitung weiter in dem Sinne, dass Pfarrer Plank am Donnerstag („Das ist dann ein Glücksfall“) oder am Freitag wichtige inhaltliche Punkte festlegt und Stichpunkte niederschreibt, nachdem „viele Formulierungen im Kopf schon gewachsen sind“. Damit entsteht der Leitfaden. Die Stichpunkte sollen dann in der konkreten Situation der Predigt als Gedächtnisstütze wirken, um den „Faden“ zu behalten.

Klassisch wiederum ist die Erarbeitung des Einstiegs, der „neugierig macht“; folgt alsdann „viel Erklärung“, auch das Beispiel, „das ich für mein Leben nochmals anschauen kann“, und, ebenfalls ganz wichtig: der Schlusssatz. Dabei ist es nämlich das Ziel, „gut aufhören zu können“. Das sagt Pfarrer Plank so: „Der Schlusssatz sitzt und hilft, etwas mitzunehmen. Womöglich erinnert sich ein Hörer noch später daran.“

 

Die Heilung des Blindgeborenen: Joh 9,1-41 – was da zu sagen ist

Das vorliegende Evangelium ist in seiner Langfassung in pastoraler (und homiletischer) Hinsicht sehr lang. Allerdings lässt wiederum die Kurzfassung manches weg, das zum Verstehen notwendig sei, expliziert Pfarrer Plank: „Ich wage es, eine Mittelfassung anzufertigen.“

Den Teil der ausführlichen Diskussion der Schriftgelehrten mit den Eltern des wieder Sehenden lässt Pfarrer Plank beim Vortrag des Evangeliums weg, erwähnt ihn aber im wiedergebenden Teil der Predigt („Narratio“). Tatsächlich bewegt ihn dieses Hin und Her, ja gar: Verwirrspiel, bei dem mehrere Leute befragt werden, es aber zu keinem „Ergebnis“ kommt. Bemerkenswert: Der blind Geborene wirft sich vor Jesus nieder und bekennt ihn als den Herrn: „Ich glaube, Herr.“ Dabei hatte sich Jesus, wie es zunächst aussieht, sogar noch an der Verunklarung (Plank: „Verwirrspiel“) beteiligt. Was hat es zu bedeuten, dass er selbst sagt, er mache Menschen („die, die glauben, sehen zu können“) blind? Wollten Pharisäer gar nicht sehen?

Somit gelangt Pfarrer Johannes Plank zu seiner Kernaussage für diesen Sonntag in Straubing St. Elisabeth. Er deutet:

„Unsere Sorgen sind derzeit eher dort verhaftet, was in der Institution Kirche nicht ,rund läuft‘. Das ist verständlich, verstellt uns jedoch den Blick in die Tiefe unseres Glaubens.“

Vieles Offensichtliche liegt für Glaubende auf der Hand, und doch sind wir in dieser Zeit als Sehende häufig blind geworden. Wenn alles oder immerhin vieles in der Kirche im Umbruch steht – wir wäre es, wenn wir einmal aus dem Herzen bemüht wären, uns von Christus her die Augen öffnen zu lassen?“

Denn

„Sind wir in der Kirche für das Wesentliche noch offen? Bereit, uns sehend machen zu lassen? Haben wir noch den Anspruch, dass uns unser Glaubensleben auf eine andere Ebene hebt? Lange haben wir gesagt ,Du darfst nicht, Du sollst‘. Damit haben wir, unsere Aussagen, unsere Glaubenserzählung etwas Niederdrückendes bekommen. Das Schöne, das Befreiende, das Offene an unserem Glauben geht dabei mehr und mehr verloren. Wir erleben es nicht mehr. Der Ort dafür sind unsere Gemeinden, in denen unser Glaube gefeiert wird und zur Sprache kommt.“

Was also tun?

„Damit muss ich mich auseinandersetzen. Ich muss mir von Jesus die Augen öffnen lassen. Pharisäer bleiben an der Oberfläche.“

Auffällig?

„Ist es nicht bemerkenswert, dass Jesus über sich sagt, blind zu machen? In Vers 39 sagt er: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden. Sonst macht er heil: Heute sagt er uns genau das Gegenteil.“

Fraglich?

„Häufig verschließen wir uns so sehr. Vieles im Alltag und auch in unserem Glauben nimmt uns derart in Beschlag, dass wir nicht mehr das sehen, was ER uns anbietet.“

Schluss?

„Nach Ostern, nämlich: am Weißen Sonntag werden wir im Evangelium von einem hören, der sagt: Ich glaube nur, was ich sehe. Das ist der zweifelnde Thomas.“

Statement!

„Der blind Geborene sagt: ,Ich glaube, Herr‘. Thomas bekennt: ,Mein Herr und mein Gott.‘ Derselbe Jesus, der sagt, er sei gekommen, um die Blinden sehend und die Sehenden blind zu machen, sagt dann: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Es kommt also auf eine ganz andere Art des Sehens an und ich habe mein ganzes Leben Zeit, sie zu erlernen.

Vielleicht verspüren Sie Lust, am heutigen Montag, 20. März, an dieser Stelle die gehaltene Predigt im Audio zu hören? Dann klicken Sie oben, oberhalb der hiesigen Texte, das Audio an!

Text: Prof. Dr. Veit Neumann,
Bilder: Pfarrei St. Elisabeth Straubing.

 

Das Evangelium: die Heilung des Blindgeborenen

1 Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.

2 Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst oder seine Eltern, sodass er blind geboren wurde?

3 Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden.

4 Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr wirken kann.

5 Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.

6 Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen

7 und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Das heißt übersetzt: der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen.

8 Die Nachbarn und jene, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?

9 Einige sagten: Er ist es. Andere sagten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es.

10 Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen geöffnet worden?

11 Er antwortete: Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich damit meine Augen und sagte zu mir: Geh zum Schiloach und wasch dich! Ich ging hin, wusch mich und konnte sehen.

12 Sie fragten ihn: Wo ist er? Er sagte: Ich weiß es nicht.

13 Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern.

14 Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte.

15 Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Er antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen und ich wusch mich und jetzt sehe ich.

16 Einige der Pharisäer sagten: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen.

17 Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann sagte: Er ist ein Prophet.

18 Die Juden aber wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war. Daher riefen sie die Eltern des von der Blindheit Geheilten

19 und fragten sie: Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, dass er blind geboren wurde? Wie kommt es, dass er jetzt sieht?

20 Seine Eltern antworteten: Wir wissen, dass er unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde.

21 Wie es kommt, dass er jetzt sieht, das wissen wir nicht. Und wer seine Augen geöffnet hat, das wissen wir auch nicht. Fragt doch ihn selbst, er ist alt genug und kann selbst für sich sprechen!

22 Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als den Christus bekenne, aus der Synagoge auszustoßen.

23 Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt ihn selbst!

24 Da riefen die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war, zum zweiten Mal und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.

25 Er antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Nur das eine weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe.

26 Sie fragten ihn: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er deine Augen geöffnet?

27 Er antwortete ihnen: Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?

28 Da beschimpften sie ihn: Du bist ein Jünger dieses Menschen; wir aber sind Jünger des Mose.

29 Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt.

30 Der Mensch antwortete ihnen: Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht wisst, woher er kommt; dabei hat er doch meine Augen geöffnet.

31 Wir wissen, dass Gott Sünder nicht erhört; wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er.

32 Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat.

33 Wenn dieser nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können.

34 Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus.

35 Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn?

36 Da antwortete jener und sagte: Wer ist das, Herr, damit ich an ihn glaube?

37 Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn bereits gesehen; er, der mit dir redet, ist es.

38 Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.

39 Da sprach Jesus: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die nicht Sehenden sehen und die Sehenden blind werden.

Weitere Infos

An dieser Stelle haben / hatten wir bereits geschrieben: Die nächste Predigt wird Pfarrer Dominik Mitterer aus Poppenricht vorstellen. Stand der Dinge: Die Predigt befindet sich längst in statu nascendi. Bitte klicken Sie ab kommendem Mittwoch diese Homepage wieder an, wenn es heißt: Dominik Mitterer hat etwas zu sagen ...

Bitte auch lassen Sie Prof. Dr. Veit Neumann (0179 4770881) wissen, wenn und falls Sie Ihre oder jemandes Predigt(tätigkeit bzw. -vorbereitung) für hier anzeigbar und fruchtbar erachten.

Ernstlich: Was spräche dem entgegen?

Danke.



Nachrichten