Prof. Josef Kreiml über Deutungen des Konzils als Bruch oder Kontinuität - Verbindlich im Ton, aber klar sprach sich der Theologe gegen Progressismus und Traditionalismus aus

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Prof. Dr. Josef Kreiml hat am Dienstagabend in Schloss Spindlhof über das Zweite Vatikanische Konzil gesprochen. Im Zentrum stand die Frage, ob das Vatikanum II als ein Bruch oder in der Kontinuität der bisherigen Lehrverkündigung zu sehen sei. Vor allem wandte sich der Fundamentaltheologe, der an der Philosophisch-Theologischen Hochschule im niederösterreichischen St. Pölten lehrt, gegen „gegenseitige Verketzerungen“.

Anliegen des Konzils sei es gewesen, dass die Menschen heute den Zugang zum Glauben finden. Dr. Kreiml kritisierte die Vertreter des Progressismus wie auch des Traditionalismus. Der Progressismus werde der bewährten Tradition nicht gerecht, insofern er die Verwirklichung der Kirche nach dem Konzil als die einzig gültige ansehe. Analog dazu sprach sich der Fundamentaltheologe dagegen aus, im Sinne des Traditionalismus die Verwirklichung der Kirche vor dem Konzil als die einzig wahre zu sehen.

Außerdem warb er dafür, die Versammlung der Konzilsväter nicht im Sinne eines Parlamentarismus zu deuten. Das Konzil sei keine verfassunggebende Versammlung. Vielmehr seien alle Bischöfe der Überlieferung der Kirche und dem Evangelium verpflichtet. Bei aller Rede vom „Geist des Konzils“ seien doch seine Texte entscheidend, denn um sie sei lange gerungen worden, so Prof. Kreiml.

„Aggiornamento“ deutete Kreiml als die Aufgabe, den Glauben in neuen Zeiten auch neu zu sehen, aber nicht als Versuch, dem jeweiligen „letzten Schrei“ hinterher zu laufen. Er verwies sodann darauf, dass auch nach dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869-1870) die „Mitte“ „unter die Räder gekommen“ sei, insofern sich die Altkatholiken von der Kirche getrennt hätten.

Prof. Dr. Sigmund Bonk, Direktor von Schloss Spindlhof, hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Begriffs „Mitte“ hervor – nicht als eine Form der „Mittelmäßigkeit“, wie dies etwa Friedrich Nietzsche gesehen habe, sondern als weiterführende und hilfreiche Synthese aus zwei entgegengesetzten Extremen.

Dr. Josef Kreiml stammt aus Wolkering bei Thalmassing und wirkt seit zehn Jahren an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten. 1990 wurde er in Regensburg zum Priester geweiht. Nach einigen Jahren in der Seelsorge als Kaplan und Pfarrer (Dingolfing und Kürn) habilitierte er sich 2001 an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Fach Dogmatik.

 



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