Bild FELIX VON CANTALICE: Der Kapuziner sammelte Almosen in Rom

FELIX VON CANTALICE: Der Kapuziner sammelte Almosen in Rom

  • 18.
    Mai
    2034
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Schon als Jugendlicher war Felix aus Cantalice nordöstlich von Rom sehr fromm. Seine Eltern waren sehr arm und so hatte der Junge keine Schulbildung, konnte nicht lesen und schreiben. Bereits als Kind diente er daher als Hirtenjunge bei einem Bauern in der Nähe – und verbrachte dabei Stunden andächtig vor einem Kreuz, das in einen Baumstamm geschnitzt war. 1543 trat Felix von Cantalice in den erst kurz zuvor gegründeten Kapuzinerorden ein. Nach einigen Stationen kam Felix in das römische Kloster seines Ordens. 40 Jahre lang hatte er dort die Aufgabe, auf den Straßen Spenden für sich und die Mitbrüder zu sammeln.

 

Herausforderung Armut

Der Kapuzinerorden lebt – wie alle auf Franz von Assisi zurückgehenden Gemeinschaften – in Armut. Schon der Ordensgründer Franziskus hatte völlig arm gelebt. Er lehrte, dass auch Jesus und die Apostel arm lebten und auf Almosen angewiesen waren. Für die Kirche war es nicht immer leicht, mit diesem Vorbild an Bescheidenheit umzugehen: Wenn schließlich Jesus ganz arm lebte, müsste dies eigentlich für die ganze Kirche gelten. Im Mittelalter entbrannte gar eine als „Armutsstreit“ bezeichnete theologische Auseinandersetzung. Es ging dabei um die Frage, ob Jesus und die Apostel wirklich völlig arm, ohne jeden Besitz lebten – oder doch zumindest einige Kleinigkeiten wie Kleidung oder einen Geldbeutel ihr Eigen nannten.

 

Bruder „Deogratias“

Jedenfalls machte die Armut die Kapuziner bedürftig: Sie waren auf die Spenden anderer Menschen angewiesen. Felix von Cantalice kümmerte sich darum. Es wird sicherlich nicht immer eine leichte Aufgabe gewesen sein: Um Spenden zu bitten, kann entblößend sein. Zugleich wusste Felix auch, dass er und seine ganze Klostergemeinschaft auf die Spenden angewiesen waren – mit nichts nach Hause zu kommen, war keine Option. Felix aber versah seinen Dienst so bescheiden und herzlich, dass er in ganz Rom bald nur noch als „Bruder Deogratias“ bekannt war: Jede Spende – aber auch jede Abweisung – quittierte er mit einem freundlichen „Deo gratias“, „Dank sei Gott“.

 

Zeugnis von der Liebe geben

Neben seiner tiefen Freundlichkeit soll Felix aber auch seherische Gaben besessen haben. So sagte er der Überlieferung nach die Wahl von Papst Pius V. sowie den Sieg über türkische Truppen in der Seeschlacht von Lepanto voraus. Eines Nachts soll ihm die Gottesmutter Maria zudem in einer Vision das Jesuskind in die Arme gelegt haben. Felix von Cantalice wird daher oft mit einem Jesuskind dargestellt. 1587 starb Felix in Rom. Sein ganzes Leben ist ein Vorbild für demütiges und christliches Leben. Als Bettler auf den Straßen Roms mag er sicherlich nicht die Voraussetzung für großes Ansehen gehabt haben. Felix war kaum gebildet, das Betteln auf der Straße war keine herausfordernde Aufgabe. Doch seinen Dienst versah er in tiefer christlicher Überzeugung. Papst Franziskus sagt in seinem Schreiben über die Heiligkeit „Gaudete et exsultate“ (GE): „Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet.“ (GE 14) Felix von Cantalice befand sich auf der Straße. Und an eben jenem Platz legte er Zeugnis von der Liebe ab.

Titelfoto von Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon

Gemälde, um 1810, im Museum der Kapuzinerkirche Santa Maria della Concezione

© Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon